Darum geht es: Der Schweizer Onlinehandel tut sich schwer. So wird etwa Coop den Onlineshop Microspot aufgeben. Eine aktuelle Umfrage der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt auch, dass viele Shops unter sinkenden Verkaufszahlen leiden. Neun von zehn Händlern geben darin an, dass der Corona-Boom vorbei sei. «Während der Pandemie wurde viel Geld in Onlineshops investiert», sagt Thomas Rudolph. Er forscht zu Onlinehandel an der Universität St. Gallen. Doch die gedämpfte Kauflust und die Konkurrenz mache den Onlineshops jetzt das Leben schwer.
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Wenig kauflustig: Als Gründe für die derzeitigen Schwierigkeiten im Onlinehandel stellt Rudolph zum einen eine grosse Zurückhaltung bei den Konsumentinnen und Konsumenten fest. «Die Sparneigung in der Schweiz hat erheblich zugenommen.» Dabei spiele die Inflation eine Rolle, die Erhöhung der Krankenkassenprämien oder die steigenden Mieten. «Hinzu kommt die Unsicherheit durch die Kriege und Krisen», so Rudolph. Das alles führe dazu, dass weniger konsumiert werde.
Es überlebt nur derjenige, der eine gesunde Eigenkapitalausstattung hat.
Volle Lager: Zudem haben viele Onlineshops im Non-Food-Bereich während und nach der Pandemie ihren Vertrieb modernisiert, Vertriebswege ausgebaut und angesichts der grossen Nachfrage die Lager gefüllt. Jetzt sitzen sie auf den Waren und müssen versuchen, sie um jeden Preis loszuwerden, um liquide zu bleiben und die getätigten Investitionen zu finanzieren. Das versuchen viele Shops, indem sie die Preise senken und Rabattaktionen lancieren. Doch: Der aggressive Preiskampf drückt auf die Margen, der Gewinn bricht ein. Deshalb: «Es überlebt nur derjenige, der eine gesunde Eigenkapitalausstattung hat», stellt Rudolph fest.
Das können Shops tun: «Die Online-Unternehmer müssen wieder vorsichtiger werden», ist Onlinehandels-Spezialist Rudolph überzeugt. Man dürfe jetzt nicht zu sehr auf Wachstum setzen, sondern müsse darauf schauen, dass ein finanzielles Polster da sei. Wichtig sei auch ein längerfristiges Konzept, um die Kundinnen und Kunden in Zukunft halten zu können. «Es braucht eine gute Idee, wie man sich in Zukunft im Markt positionieren will.» Das könne etwa über ein eigenständigeres Sortiment oder angebotene Serviceleistungen geschehen.