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Gesundheitskosten Mindestfranchise bei der Krankenkasse wird erhöht

Die Krankenkassenprämien sind ein politischer Dauerbrenner. Sie steigen jährlich. Nicht angerührt wurde bisher die Mindestfranchise, also der Anteil, den Patientinnen und Patienten mindestens selber übernehmen sollen. Der Betrag liegt seit 20 Jahren bei 300 Franken. Das soll sich nun ändern.

Darum geht es: Die Mindestfranchise liegt bei 300 Franken. Diesen Mindestbetrag müssen Patienten und Patientinnen selbst an die Behandlungskosten zahlen, auch wenn sie Prämienvergünstigungen erhalten. Das wird sich ändern, denn der Bundesrat ist daran, diesen Betrag anzuheben.

Anpassung an die Realität: In den letzten 20 Jahren sind die Preise für viele Güter gestiegen und die Gesundheitskosten sind stets gewachsen. Die Kosten pro Versicherte haben sich in dieser Zeitspanne sogar verdoppelt. Die Mindestfranchise hingegen blieb immer bei 300 Franken. Eine Erhöhung ist laut Befürwortern zeitgemäss und wirkt dämpfend auf die Inanspruchnahme von Leistungen.

Einsparungen für alle: Adrien Kay, Leiter Kommunikation des Krankenkassenverbands Prioswiss verweist auf eine Studie der Versicherung Helsana, wonach eine Erhöhung der Mindestfranchise auf 500 Franken zu Einsparungen von 1.2 Milliarden Franken führen würden. «Das entspricht einer Senkung der Prämien um 3 Prozent», sagt er.

Eigenverantwortung stärken: Das Kranken­versicherungs­system basiert auf Solidarität und Eigenverantwortung. Gemäss Adrien Kay vom Krankenkassenverband Prioswiss führt eine Erhöhung der Mindestfranchise zu weniger Behandlungen. «Bisher haben die Leistungserbringer, die Kantone und die Versicherer die Kosten getragen. Massnahmen zur Stärkung der Eigenverantwortung haben gefehlt», sagt er. Das werde mit einer Erhöhung der Mindestfranchise korrigiert.

Zwei Ärtzinnen untersuchen das Handgelenk eines Mannes
Legende: Höhere Mindestfranchisen rechnen sich für jene, die oft zum Arzt müssen, denn ihre Rechnungen übersteigen die 300 Franken schneller. Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Chronisch Kranke und Alte stark betroffen: Arztbesuche und Medikamente sind kein Luxusgut, das man sich leistet bei Bedarf. Wer eine tiefe Franchise wählt, ist häufig chronisch krank. Auch ältere Menschen müssen häufiger zu Ärzten. Sie sind darum von der Erhöhung besonders betroffen, obwohl sie oftmals auch jene sind mit kleinen Budgets.

Armutsrisiko und die Schuldenfalle: Dass eine höhere Mindestfranchise immer zu weniger Arztbesuchen führt, ist gemäss Aline Masé von der Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas eine falsche Annahme. Es gibt in der Schweiz 1.3 Millionen Menschen, auch Kinder, die knapp um das Existenzminimum herum leben. Für jemand, der genau rechnen muss, ist jeder Arztbesuch und jede Behandlung teuer. «Es ist heute schon Tatsache, dass Leute mit wenig Geld wenig zum Arzt gehen, auch wenn es dringend nötig wäre», sagt sie. Eine höhere Franchise würde das Verhalten dieser Personen nicht ändern. Es wäre aber ein Armutsrisiko. Es drohe auch die Gefahr der Überschuldung, denn auch die Preise für Wohnen und Lebensmittel steigen.

Prämien steigen weiter: Gemäss Caritas steigen die Prämien auf breiter Front in Zukunft trotz der höheren Franchisen. Allenfalls würde das Wachstum etwas gebremst. Aber die Personen mit knappem Budget würden davon nicht profitieren. Auch das Argument, dass die Kosten über Prämienverbilligungen abgefedert werden, greift aus ihrer Sicht nicht, denn die Franchisen werden nicht über die Prämienverbilligungen abgegolten. Umgekehrt könnte eine Erhöhung der Franchise sogar zu höheren allgemeinen Kosten führen, da Personen in die Armut fallen oder sich verschulden.

Echo der Zeit, 19.03.2025, 18 Uhr

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