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Goldene Fesseln hindern Hypothekar-Kunden am Wechseln
Aus Espresso vom 12.09.2019. Bild: keystone/symbolbild
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Historisch tiefe Zinsen Goldene Fesseln hindern Hypothekar-Kunden am Wechseln

Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, nimmt dafür eine Hypothek auf. Viele Finanzinstitute empfehlen ihren Kunden, diese Hypotheken zu staffeln, also in verschiedene Laufzeiten aufzuteilen. Eine Hypothek läuft beispielsweise über fünf Jahre und eine Zweite über zehn Jahre. Die Banken begründen diese Strategie damit, dass man so das Risiko von steigenden Zinsen abfedern könne.

Staffelung nützt den Banken und nicht dem Kunden

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Die gestaffelten Hypotheken haben nämlich einen grossen Nachteil, sagt Adrian Wenger vom VZ Vermögenszentrum: «Wer seine Hypotheken staffelt, ist über Jahre mit seiner Bank ‹verheiratet› und kann die Bank nicht wechseln.» Das Problem ist nämlich, wer eine Festhypothek vorzeitig auflösen will, der muss astronomisch hohe Gebühren bezahlen – eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung.

Gestaffelte Hypotheken sind ein Kundenbindungsinstrument der Banken. Die Bank gewinnt, der Kunde verliert.
Autor: Nicole Fankhauser Hypothekarberatung Moneypark

Das heisst: In der Zeit, in welcher die Hypothek läuft, ist man der Bank «ausgeliefert». Dies könnte sich rächen, wenn die kürzere Hypothek nach fünf Jahren abläuft, sagt Florian Schubiger vom Finanzberatungsunternehmen Vermögenspartner: «Da man nicht wechseln kann, wird die Bank dem Kunden einen wenig vorteilhaften Zins anbieten.» Ganz nach dem Motto «Vogel friss oder stirb». Wenn eine andere Hypothek noch länger als eineinhalb Jahre laufe, sei keine andere Bank bereit, diese zu übernehmen, so Schubiger.

Mutschellen - Siedlung mit Einfamilienhäuser
Legende: Durch eine Staffelung sind Hypothekar-Kunden gebunden, wenn es um den Ausstieg oder die Erneuerung der Hypothek geht. Keystone

«Bank gewinnt, Kunde verliert»

«Espresso» kennt einen Fall, wo einem Hypothekar-Kunden ein massiv schlechterer Zins als der Marktzins angeboten wurde. Dies konnte die Bank nur machen, weil der Kunde mit der zweiten gestaffelten Hypothek noch für sechs Jahre an die Bank gebunden war. Nicole Fankhauser von der unabhängigen Hypothekarberatung Moneypark bringt es auf den Punkt: «Gestaffelte Hypotheken sind ein Kundenbindungsinstrument der Banken. Die Bank gewinnt, der Kunde verliert.»

Trotz dieser Kritik halten die Banken an den gestaffelten Hypotheken fest. Raiffeisen beispielsweise schreibt «Espresso»: «Grundsätzlich macht es noch immer Sinn, Hypotheken auf verschiedene Tranchen aufzuteilen, denn damit kann man bei Ablauf der Laufzeit ausschliessen, dass der ganze Kreditbetrag in einem hohen Zinsniveau erneuert werden muss.»

Dieses Argument sei allerdings bei den aktuell rekordtiefen Zinsen nicht stichhaltig, sagt Adrian Wenger: «Wir sehen derzeit keine Anzeichen für steigende Zinsen. Die Zinsen sind letztmals 2004/2005 gestiegen.» Dies geschehe zudem nicht über Nacht, sondern langsam – über Monate.

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