Der Erdölpreis hat in den vergangenen zwei Wochen Höchststände erreicht, wie seit Jahren nicht mehr. Derzeit kosten 100 Liter Heizöl fast doppelt so viel, wie noch vor einem Jahr.
Für Thomas Osterwalder, Co-Geschäftsführer der Osterwalder Gruppe sind die Ursachen vielschichtig: «Es gibt drei wichtige Gründe: die hohe Energienachfrage nach der Pandemie; dann der Ukraine-Konflikt, der den Preis auch nach oben getrieben hat. Und ferner wurde in die Erdölförderung in der vergangenen Zeit sehr wenig investiert. Das Angebot kommt der hohen Nachfrage nicht nach.»
Keine Versorgungsprobleme mit Öl
Seit Kriegsbeginn in der Ukraine ist der Ölpreis markant gestiegen. Zeitweise musste fast 190 Franken pro 100 Liter bezahlt werden. Derzeit bewegt er sich um die 150 Franken pro 100 Liter. Erschwerend für viele Hausbesitzer kommt hinzu, dass die Öltanks im Frühling meist leer sind, und sie gezwungen sind, diese zu Rekordpreisen zu füllen. Im Gegensatz zu Gas bezieht die Schweiz ihr Öl nicht aus Russland. Es kommt hauptsächlich aus der Nordsee und aus Nigeria.
Generell werde sowieso kaum russisches Öl gehandelt, sagt Osterwalder «Es ist sehr eindrücklich, dass momentan russisches Öl verpönt ist. Wir sehen, dass dieses trotz der hohen Abschläge momentan keine Abnehmer findet. Das ist sehr speziell und ist auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen.» Selbst China weiche auf andere Möglichkeiten aus, erklärt Osterwalder.
In der Schweiz haben wir keine Öl-Versorgungsprobleme, der Preis ist einfach extrem gestiegen.
Zur Schweiz sagt er: «Wir haben keine Versorgungsprobleme, es ist einfach der Preis, der extrem gestiegen ist. Wohin sich dieser entwickle, sei derzeit überhaupt nicht abschätzbar.
Einfluss auf Energiestrategie unklar
Seit ein paar Jahren erleben Wärmepumpen – getrieben von der Energiestrategie 2050 des Bundes, die auch einen Ausbau von erneuerbaren Energien vorsieht – einen Boom. Über 60 Prozent verkaufter Energie-Erzeuger waren gemäss der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz im vergangenen Jahr Wärmepumpen – Tendenz steigend.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beschleunigt den Boom der Wärmepumpen.
«Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beschleunigt diesen Boom », sagt Stephan Peterhans, Geschäftsführer der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz. «Die wöchentlichen Anfragen haben sich bei uns seit Beginn des Krieges verdreifacht.».
Dass sich der Trend durch den Krieg nochmals verstärkt, beobachtet auch Ralph Winkler, Umweltökonom an der Universität Bern: Durch die Ukraine-Krise gebe es einen weiteren guten Grund, langfristig aus den fossilen Energieträgern wie Öl und Gas auszusteigen, sagt er: «Zum einen steigen die Preise, zum anderen gibt es einen moralischen Druck, weil man sich nicht abhängig machen möchte von Diktaturen wie Russland.»
Bei solchen kurzfristigen geopolitischen Ereignissen gibt sehr starke Anfangseffekte, die nicht nachhaltig sind.
Gleichzeitig könne man aber derzeit nicht abschätzen, wie sich die Lage entwickle. «Wir sind auf einem Ablösepfad von fossilen Brennstoffen, der fortschreiten wird. Allerdings gibt es bei solchen kurzfristigen geopolitischen Ereignissen sehr starke Anfangseffekte, die nicht nachhaltig sind», erläutert Winkler. Bei der Finanzkrise 2008 habe man ähnlich hohe Ölpreise gesehen, die mit der Zeit wieder stark gesunken seien.