Es ist ein Rekord: Im vergangenen Jahr gingen in der Schweiz laut Zahlen des Gläubigerverbands Creditreform 11'500 Unternehmen insolvent. Schon in den Vorjahren nahm die Zahl der Firmenpleiten stetig zu. In den vergangenen fünf Jahren ist sie um fast 70 Prozent gestiegen.
Die Folge: Kosten in Milliardenhöhe. Den wiederkehrenden Schaden, etwa wegen unbezahlter Rechnungen, schätzt Creditreform auf rund elf Milliarden Franken pro Jahr. Das sagt Präsident Raoul Egeli im Interview mit SRF.
Weitreichende Konsequenzen
Betroffen davon seien nicht nur Unternehmen – Lieferanten beispielsweise, die ihr Geld abschreiben müssen. Es geht auch um Arbeitnehmende, welche mit Lohnausfällen zu rechnen haben oder Sozialversicherungsbeiträge, die nicht bezahlt werden, wie Egeli sagt.
Auch europäische Zahlen vom European Payment Index (EPI) zeigen, dass in vielen westeuropäischen Staaten wie auch in der Schweiz unbezahlte Rechnungsforderungen steigen. Mit der Zahlungsmoral steht es in Europa nicht zum Besten. Offene Rechnungen würden mit immer mehr Verzögerung bezahlt, so der EPI-Report.
Genau hinschauen, mit wem man es zu tun hat
Um sich als Unternehmen oder als Kundin und Kunde vor dem Ausfallrisiko zu schützen, geben Expertinnen und Experten mehrere Empfehlungen ab:
Die Gegenpartei gut kennen: Eckdaten über Kunden und Lieferanten helfen, die Geschäftspartner besser einzuschätzen. Zu solchen Daten gehören beispielsweise die Geschichte des Unternehmens, wer die Firmenvertreter sind oder auch allgemeine Daten über das Zahlungsverhalten. Solche allgemeinen Wirtschaftsdaten gibt es bei Industrie- und Handelskammern oder teils im Handelsregister.
Bonitätsprüfung: Noch einen Schritt weiter geht die Bonitätsprüfung, das heisst die Prüfung der finanziellen Situation. Damit wird nicht nur das Zahlungsverhalten und die Zahlungsfähigkeit einer Firma oder einer Person geprüft, sondern beispielsweise auch die Anzahl Betreibungen oder Aspekte wie Umsatz, Einkommen oder einst bezogene Kredite.
Dabei lohnt sich nicht nur, die Finanzhistorie von Kundinnen und Kunden unter die Lupe zu nehmen, auch diejenige von Lieferanten sollte man im Auge behalten: Der Onlineshop oder der Schreiner, bei dem man etwas bestellt oder in Auftrag gibt, sollte kein Unbekannter sein. Sonst läuft man allenfalls Gefahr, die bestellte Ware zwar bezahlt zu haben, aber sie nie zu erhalten.
Gerade Bauherren, die ihr Haus über eine Generalunternehmung (GU) bauen lassen, könnte es teuer zu stehen kommen, wenn die GU Pleite geht und die für den Hausbau engagierte Handwerker nicht bezahlt. Dann muss nämlich der Bauherr in die Bresche springen, auch wenn er die GU schon dafür bezahlt hat. Bonitätsauskünfte kann man bei privaten Firmen einholen, teilweise sogar gratis.
Zahlungsfristen verkürzen: Das Risiko für Zahlungsausfälle verringern lässt sich auch mit der Verkürzung der Zahlungsfristen, von 30 auf 10 Tage beispielsweise. Denn wenn Kunden in Zahlungsverzug geraten, steigt das Risiko eines Zahlungsausfalls, wie es auch im EPI-Report heisst. So bieten einige Onlineshops beispielsweise einen Kauf auf Rechnung nur mit einer Zahlungsfrist von wenigen Tagen an. Zudem haben sie das Rechnungsmanagement oft Inkassobüros übergeben, die dann auch gleich das Mahnungswesen und Geldeintreiben übernehmen, wenn die Kundschaft nicht zahlen will.