Die USA importieren mehr aus Mexiko als aus China. Der Einbruch der chinesischen Importe in die USA kommt nicht unerwartet. So sei «der Handel zwischen den USA und China sehr stark belastet durch die politischen Spannungen zwischen diesen beiden Ländern», erklärt Sabine Stephan. Sie ist Aussenhandelsexpertin bei der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf.
Beide Länder nutzten den Aussenhandel immer stärker als Hebel, um die eigenen Interessen durchzubringen. Dieser Handelskrieg ist stark mit Donald Trump verknüpft. Dieser hatte Strafzölle gegen China eingeführt. Und auch sein Nachfolger Joe Biden hat diese nicht wieder abgeschafft. «Der Aussenhandel zwischen den USA und China ist nach wie vor von beiden Seiten mit sehr hohen Zöllen belastet», so Stephan.
Bericht über die US-Handelsaktivitäten 2023
Aussenexpertin Stephan nennt einen weiteren Aspekt: «Die USA versuchen im Moment, die wirtschaftliche Abhängigkeit von China sehr stark zu reduzieren. Sie versuchen, die eigene industrielle Basis zu stärken und weniger zu importieren, vor allen Dingen aus China.»
Friendshoring statt Offshoring
Biden hat die amerikanischen Unternehmen zudem aufgefordert, Zulieferer in befreundeten Ländern zu suchen. Dieses Friendshoring dient Mexiko als ebensolcher befreundeter Nation: Mexiko ist seit vielen Jahren über ein Freihandelsabkommen mit den USA verbunden, 1994 wurde das Nafta-Abkommen gegründet. «Die USA versuchen, das Risiko zu reduzieren, sowohl was die Region als auch was den Anbieter oder den Lieferanten angeht», so Stephan.
Die Handelsstatistik zeigt, dass sich in den letzten Jahren chinesische Firmen in Mexiko angesiedelt haben. Sie wollen so beispielsweise vom Freihandel mit Amerika profitieren. Mit dieser Strategie ist China nicht alleine. Gerade seit der Pandemie würden viele internationale Unternehmen versuchen, möglichst nah an den Absatzmarkt zu gelangen, sagt Sabine Stephan.
«Man hat Kundennähe und sehr effiziente, kurze Lieferketten. Und man reduziert auch das Transportproblem weitestgehend.» China hat noch zusätzliche positive Effekte: Wenn sie in Mexiko produzieren, können sie zollfrei in die USA exportieren – und sie sind nicht mehr von den Strafzöllen betroffen.
Die einbrechenden Exporte wird China wohl, wie die Vergangenheit gezeigt hat, über die Preise kompensieren, erwartet Stephan: «Was nicht in Amerika abgesetzt werden kann, wird mit sehr günstigen Preisen in anderen Absatzmärkten verkauft.» Für Europa ist das problematisch, vor allem in Anbetracht der Transformation in der Automobilindustrie hin zu Elektroautos.