«Der Höhepunkt ist hinter uns, aber wir werden noch einmal einen kleinen Anstieg sehen», erklärt Claude Maurer, Ökonom bei der Credit Suisse. Zum Anstieg komme es wegen der Stromrechnung. Diese werde bei vielen Haushalten und Unternehmen Anfang Jahr höher ausfallen, teils gar deutlich. Die Inflation werde dadurch anfänglich weiter angetrieben.
Unterschiedliche Prognosen der Teuerung
Der Effekt dürfte sich jedoch in den Folgemonaten verflüchtigen, so der Tenor unter den Fachleuten. Während Claude Maurer mit einer prognostizierten Jahresteuerung von eineinhalb Prozent am zuversichtlichsten ist, fällt die Schätzung von Rudolf Minsch hingegen deutlich pessimistischer aus.
Der Chefökonom des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse erwartet 2023 noch immer eine durchschnittliche Jahresteuerung von 2.7 Prozent, also fast so hoch wie in diesem Jahr. Die Teuerung sei für Unternehmen ein Problem, so Minsch: «Sie zahlen etwa mehr für Energie, für Gas, für Erdöl, aber auch mehr für Rohstoffe und Fertigprodukte.» Die Inflationsprognosen der Fachleute fürs nächste Jahr liegen relativ weit auseinander.
Die Prognosen sind verlässlich.
Noch vor einem Jahr hatten die Experten die Gefahr der Inflation massiv unterschätzt. Denn mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar schossen die Energiepreise in die Höhe. Das hatte niemand kommen sehen.
«Die Prognosen sind verlässlich», betont Felicitas Kemeny von Staatssekretariat für Wirtschaft Seco. Man müsse sie aber einbetten in den Gesamtkontext der potenziellen Schwankungen der Energiepreise.
Die Energiepreise bleiben im 2023 also die grosse Unbekannte und sind schlicht unberechenbar. Sie können für eine weitere negative Überraschung an der Teuerungsfront sorgen, aber allenfalls auch für eine positive Wende.