Wer versucht, die Internet-Adresse torrentgalaxy.to aufzurufen, landet seit einiger Zeit im Leeren. Statt einer langen Liste mit Filmen, Serien oder anderen Medieninhalten ist nur noch die Meldung zu sehen, der TorrentGalaxy-Server sei nicht zu erreichen.
Damit ist eine weitere Piraten-Seite aus dem Internet verschwunden und ein Trend setzt sich fort. Denn TorrentGalaxy war für viele Piraten zum sicheren Hafen geworden, nachdem sich in den letzten Jahren grosse und viel genutzte Torrent-Seiten wie RARBG oder ExtraTorrent aus dem Internet verabschiedet hatten.
Mit Torrents lässt sich nicht viel verdienen
Ernesto Van der Sar betreibt die Webseite TorrentFreak und gilt als einer der besten Kenner der Piraten-Szene. Er nennt verschiedene Gründe für das Aus solcher Seiten:
- Erstens habe der Druck der Behörden zugenommen und damit das Risiko, erwischt zu werden.
- Zweitens gehe in der Szene das Know-How zum Betrieb der technisch anspruchsvollen Torrent-Seiten langsam verloren.
- Und drittens sei der Unterhalt einer solchen Seite mit einigen Kosten verbunden, während gleichzeitig die Einnahmen mehr und mehr wegbrächen.
«Es wird für die Betreiber immer schwieriger, mit Werbung Geld zu verdienen, ohne die Nutzer mit Pop-ups oder sogar bösartiger Werbung zu belästigen», erklärt Van der Sar im Gespräch mit SRF.
Es sei darum falsch, zu glauben, mit einer Torrent-Seite lasse sich viel Geld verdienen. Zwar sei eine Seite wie TorrentGalaxy im Monat bis zu 20 Millionen Mal besucht worden (und die noch bekanntere und immer noch aktive Seite The Pirate Bay bis zu 50 Millionen Mal), aber die daraus entstehenden Werbeeinnahmen seinen überschaubar. «Viele Betreiber kommen aus asiatischen Ländern, wo sie dank niedrigeren Kosten trotzdem ihren Lebensunterhalt decken können», so Van der Sar.
Kriminelle Hintermänner
Das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) stellt seit einigen Jahren einen deutlichen Rückgang der Torrent-Piraterie fest. Und die Behörde rechnet damit, dass es in den nächsten Jahren so weitergehen wird. Nicht zuletzt, weil die Verlagerung auf mobile Geräte, soziale Medien und Smart-TVs die Torrent-Technologie obsolet werden lässt.
Der technologische Wandel gibt den Piraten aber auch neue Möglichkeiten: Sie bieten immer mehr Filme und Serien zum Streaming an, statt zum Download über den Umweg von Torrent-Dateien. Ernesto Van der Sar geht davon aus, dass heute bis zu 90 Prozent der Film- und Serien-Piraterie per Streaming passiert, auf Portalen, die sich oft kaum von legalen Angeboten wie Netflix und Co. unterschieden. Van der Sar sagt: «Solche Portale sind relativ einfach zu betreiben, da sie oft auf zentrale Datenbanken mit Videos zugreifen, die von Dritten verwaltet werden.»
Im Vergleich zu klassischen Torrent-Seiten können Piraten mit Streaming auch ein deutlich grösseres Publikum erreichen. «Solche Portale zählen bis zu 200 Millionen Besucherinnen und Besucher im Monat», weiss Van der Sar. Während Torrent-Seiten häufig als Hobby betrieben worden seien, handle es sich bei den Hinterleuten der Streaming-Portale oft Kriminelle, die in den dank Werbung erzielten Einnahmen eine weitere Möglichkeit zum Geldverdienen sähen. «Manche vermuten auch Verbindungen zu grösseren kriminellen Organisationen», sagt Van der Sar. Aber dafür gebe es bis heute keine konkreten Belege.