Nur Insider würden die Firma ASML kennen, bestätigt Ökonomie-Professor Nicolas van Zeebroek. Doch das Unternehmen sei ein Glücksfall für Europa. Denn ASML liefert als einzige Firma der Welt das, was alle Mikrochips-Hersteller benötigen: modernste Produktionsmaschinen für modernste Mikrochips.
Zentrale Bauteile von Chips sind Transistoren. Je mehr auf einem Chip eingebaut werden, desto leistungsfähiger ist ein Computerchip. ASML kann Milliarden von Transistoren auf einem daumennagelgrossen Chip platzieren, wie Christophe Fouquet erklärt.
«Ein einzelner dieser Transistoren ist dabei 20'000 bis 100'000 Mal kleiner als der Durchmesser eines Haares», sagt das Geschäftsleitungsmitglied von ASML.
Praktisch uneinholbarer Vorsprung
In sogenannten Lithografie-Anlagen werden mikroskopisch kleine Leiterbahnen auf Chips gebrannt. Die Entwicklung und der Bau solcher Maschinen benötigten fast dreissig Jahre Forschung und Milliarden Euro Investitionen.
Heute ist ASML in diesem Segment der Halbleiterproduktion weltweit führend. Der technologische Vorsprung von ASML sei heute kaum noch aufzuholen, sagt Fouquet.
Der Exportstopp der modernsten Maschinen wirft China zehn Jahre in der technologischen Entwicklung zurück.
Wegen dieses Technologievorsprungs ist ASML zum Spielball der internationalen Politik geworden: Die US-Regierung hat weitreichende Exportbeschränkungen für Hochtechnologie-Produkte nach China beschlossen und die Niederlande und Japan wollen oder müssen sich auf Druck der USA den Exportbeschränkungen anschliessen.
Die USA wollen sicherstellen, dass China nicht in den Besitz der neusten ASML-Maschinen kommt, um den technologischen Vorsprung westlicher Länder abzusichern.
Schwerer Schlag für Chinas Industrie
Die Folgen liessen sich noch nicht genau abschätzen, sagt ASML-Manager Fouquet. Vom Lieferverbot nach China sei allerdings nur ein Teil des Geschäftes betroffen – es gehe nur um die modernsten Chip-Produktioinsmaschinen, die nicht mehr nach China exportiert werden dürfen.
ASML habe sowohl für die USA als auch für Europa eine strategische Bedeutung, analysiert der belgische Technologie-Experte Nicolas van Zeebroek. «Der Exportstopp dieser modernsten Maschinen wirft China zehn Jahre in der technologischen Entwicklung zurück», betont er.
Brüssel investiert Milliarden Euro
Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind daran, ein riesiges Förderprogramm für die Chipindustrie aufzubauen. Der US-Konzern Intel, Samsung aus Südkorea oder TSMC in Taiwan werden mit Milliarden Euro Subventionen nach Europa gelockt, um hier Halbleiterfabriken zu bauen.
So will sich die EU langsam aus der grossen Abhängigkeit von Chip-Fabriken aus Asien lösen. Ohne die Technologie der niederländischen ASML wäre das undenkbar.