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EU investiert verstärkt in Herstellung von Mikrochips
Aus Rendez-vous vom 10.03.2023. Bild: Imago Images
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Kampf um Computerchips Europa redet mit im Kampf um die modernsten Chips

Der niederländische Chipmaschinen-Hersteller ASML ist weltweit führend. Der Westen nutzt das, um China zurückzubinden.

Nur Insider würden die Firma ASML kennen, bestätigt Ökonomie-Professor Nicolas van Zeebroek. Doch das Unternehmen sei ein Glücksfall für Europa. Denn ASML liefert als einzige Firma der Welt das, was alle Mikrochips-Hersteller benötigen: modernste Produktionsmaschinen für modernste Mikrochips.

Hunderte Milliarden Chips – jedes Jahr

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Legende: Ohne Mikrochips geht fast gar nichts – in einem daumennagelgrossen Chip können Milliarden Transistoren untergebracht werden. Keystone/Christian Beutler

Moderne Technik ist nicht möglich ohne Mikrochips: In einem Smartphone sind rund 160 Chips verbaut, in einem modernen Auto mit Hybridmotor sind es deren 3500. Pro Jahr und Person werden weltweit rund 140 Mikrochips hergestellt – unvorstellbar viele also. Nur zehn Prozent der Chips werden derzeit in Europa produziert, die meisten stammen aus Asien.

Zentrale Bauteile von Chips sind Transistoren. Je mehr auf einem Chip eingebaut werden, desto leistungsfähiger ist ein Computerchip. ASML kann Milliarden von Transistoren auf einem daumennagelgrossen Chip platzieren, wie Christophe Fouquet erklärt.

«Ein einzelner dieser Transistoren ist dabei 20'000 bis 100'000 Mal kleiner als der Durchmesser eines Haares», sagt das Geschäftsleitungsmitglied von ASML.

Praktisch uneinholbarer Vorsprung

In sogenannten Lithografie-Anlagen werden mikroskopisch kleine Leiterbahnen auf Chips gebrannt. Die Entwicklung und der Bau solcher Maschinen benötigten fast dreissig Jahre Forschung und Milliarden Euro Investitionen.

Heute ist ASML in diesem Segment der Halbleiterproduktion weltweit führend. Der technologische Vorsprung von ASML sei heute kaum noch aufzuholen, sagt Fouquet.

Der Exportstopp der modernsten Maschinen wirft China zehn Jahre in der technologischen Entwicklung zurück.
Autor: Christophe Fouquet Geschäftsleitungsmitglied beim Chipmaschinenhersteller ASML

Wegen dieses Technologievorsprungs ist ASML zum Spielball der internationalen Politik geworden: Die US-Regierung hat weitreichende Exportbeschränkungen für Hochtechnologie-Produkte nach China beschlossen und die Niederlande und Japan wollen oder müssen sich auf Druck der USA den Exportbeschränkungen anschliessen.

Wenig Freude in Peking an Embargo-Plänen

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China zeigt sich ungehalten über die Boykottpläne des Westens für die modernsten Chip-Produktionsmaschinen. Man werde in Den Haag Beschwerde einlegen, hiess es aus Peking. Zuvor hatte die niederländische Regierung mitgeteilt, sie plane neue Beschränkungen für den Export von Halbleitertechnologie, um die nationale Sicherheit zu schützen. Demnach sollen die Exportbeschränkungen schon bald in Kraft treten. Zwar wurde weder China noch ASML explizit erwähnt. Doch klar ist, dass unter das Embargo die modernste von ASML entwickelte Technik zur Chip-Produktion, die «DUV-Lithographie», fallen soll. Laut dem Unternehmen sind bislang noch keine dieser Chip-Maschinen nach China verkauft worden. (sda)

Die USA wollen sicherstellen, dass China nicht in den Besitz der neusten ASML-Maschinen kommt, um den technologischen Vorsprung westlicher Länder abzusichern.

Schwerer Schlag für Chinas Industrie

Die Folgen liessen sich noch nicht genau abschätzen, sagt ASML-Manager Fouquet. Vom Lieferverbot nach China sei allerdings nur ein Teil des Geschäftes betroffen – es gehe nur um die modernsten Chip-Produktioinsmaschinen, die nicht mehr nach China exportiert werden dürfen.

ASML habe sowohl für die USA als auch für Europa eine strategische Bedeutung, analysiert der belgische Technologie-Experte Nicolas van Zeebroek. «Der Exportstopp dieser modernsten Maschinen wirft China zehn Jahre in der technologischen Entwicklung zurück», betont er.

Brüssel investiert Milliarden Euro

Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sind daran, ein riesiges Förderprogramm für die Chipindustrie aufzubauen. Der US-Konzern Intel, Samsung aus Südkorea oder TSMC in Taiwan werden mit Milliarden Euro Subventionen nach Europa gelockt, um hier Halbleiterfabriken zu bauen.

So will sich die EU langsam aus der grossen Abhängigkeit von Chip-Fabriken aus Asien lösen. Ohne die Technologie der niederländischen ASML wäre das undenkbar.

Rendez-vous, 10.03.2023, 12:30 Uhr

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