- Der Zementkonzern Holcim stärkt seine Zentrale in Zug.
- 200 Arbeitsplätze werden von Holderbank AG weg an den Hauptsitz verlagert.
- Der Umzug soll 2026 umgesetzt werden.
Mit der Konzentration in Zug endet nach 114 Jahren die Präsenz von Holcim in der Aargauer Gemeinde Holderbank, wo der Zementkonzern seine Wurzeln hat. Der Umzug an den Hauptsitz solle die Zusammenarbeit der Mitarbeiter und der Bereiche fördern, hiess es von Holcim. Stellen würden keine abgebaut.
Auch würden die Mitarbeitenden beim Wechsel nach Zug unterstützt, versicherte Holcim. Dazu gehört den Angaben zufolge auch finanzielle Hilfe für den Arbeitsweg oder bei einem Wohnortswechsel von Betroffenen. Heute arbeiten am Standort Holderbank vor allem Personen «in Konzernfunktionen wie Marketing und Innovation», präzisiert Holcim auf Anfrage von SRF. Vor der Zusammenlegung wird der Hauptsitz in Zug renoviert und erweitert.
Schweiz bleibt wichtiger Markt
Künftig sollen dort insgesamt mehr als 400 Personen arbeiten. «Der Schritt ist ein klares Bekenntnis zum Standort Schweiz. Die Schweiz bleibt einer unserer wichtigsten Märkte – unser Innovationsmotor für nachhaltiges Bauen», teilt Holcim auf Anfrage von SRF mit.
Der Konzern will in der Schweiz weiter expandieren – schliesslich ist und bleibe das Land einer der wichtigsten Märkte, wie es von Holcim hiess. «Die Schweiz ist ein Pioniermarkt für uns und der Innovationsmotor», sagte ein Konzernsprecher.
Erst kürzlich gab Holcim bekannt, rund 250 Millionen Franken in seine drei Schweizer Zementwerke investieren zu wollen. Damit soll die Verwendung fossiler Brennstoffe bei der Herstellung von Zement sinken und die künftigen Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung eingehalten werden.
Geschichte begann in Holderbank
Holcim hat seine Wurzeln in der Aargauischen Portlandcement-Fabrik in Holderbank, die am 15. Februar 1912 von Adolf Gygi gegründet wurde. 1914 fusionierte die damals modernste und leistungsfähigste Zementfabrik Holderbank mit der Rheintalischen Cementfabrik Rüti des Industriellen Ernst Schmidheiny.
Damit begann der Aufstieg der Familie Schmidheiny, die das Schweizer Zementgeschäft über Generationen prägen sollte. Thomas Schmidheiny ist heute noch grösster Holcim-Aktionär.
Wir sind uns der Bedeutung unseres Erbes sehr bewusst.
Das Gelände in Holderbank ist markant und prägte das Dorf jetzt jahrelang. Holcim wolle eine Lösung finden, die für das Dorf und die Gemeinde stimmt, teilt die Firma mit. Dies schliesse einen Verkauf der Immobilien nicht aus. «Wir sind uns der Bedeutung unseres Erbes sehr bewusst und haben darum bereits vor einiger Zeit zusammen mit dem Kanton Aargau ein 18 Hektar grosses Naturschutzgebiet in Holderbank geschaffen und finanzielle Mittel für dessen Erhaltung bereitgestellt», betont Holcim.
Gemeinde hofft auf neue Arbeitsplätze
Der Holderbanker Gemeindeammann Urs Pfründer bedauert den Abgang der Firma: «Wir mussten damit rechnen, dass Holcim Holderbank verlassen wird.» Für die grosse Fläche im Industriequartier müsse eine zonenkonforme Lösung gefunden werden, sprich eine Firma oder Firmen statt Wohnungen. «Wir wünschen uns, dass man dort Arbeitsplätze schafft.»
Bei der international tätigen Holcim würde alles auf Englisch kommuniziert. Die Personen, die dort arbeiten, würden eher in einer steuergünstigen Stadt wie Zug leben wollen, mutmasst der Gemeindeammann. Holcim zahlte bisher Steuern in Holderbank. Das machte gemäss der Gemeinde rund 30 bis 40 Prozent der Steuereinnahmen juristischer Personen aus.