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Holcim-Abspaltung: mit welchen Folgen für die Schweiz?
Aus Rendez-vous vom 29.01.2024. Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza
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Nordamerikageschäft von Holcim Baustoffkonzern Holcim will Nordamerikageschäft abspalten

Die Holcim-Spitze begründet die Abspaltung damit, dass das Unternehmen als Ganzes schlicht zu gross geworden sei. Die neue Firma wollen sie an die Börse bringen.

Der Schweizer Baustoffkonzern Holcim will sein rasant wachsendes Nordamerikageschäft abspalten. Das Geschäft soll als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an der Börse kotiert werden, wie Holcim am Sonntag mitteilte. Es entstehe der «führende Anbieter von Baulösungen in der Region». 

Ein Bagger belädt einen Muldenkipper mit Steinen im Steinbruch eines Holcim Zementwerks.
Legende: Holcim gehört zu den grössten Baustoffproduzenten der Welt. Keystone/Gaetan Bally

Die Holcim-Spitze begründet die Abspaltung damit, dass das Unternehmen als Ganzes schlicht zu gross geworden sei. Holcim ist seit der Übernahme der französischen Lafarge 2015 der weltweit grösste Zementhersteller. Allein in den USA und Kanada sind 16’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 850 Standorten tätig. Diese Menschen und Standorte bräuchten ein eigenes Management und könnten so mehr Wert generieren, heisst es bei Holcim.

Das Nordamerikageschäft macht fast 40 Prozent des Umsatzes aus. Es habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 11 Milliarden Dollar (9.5 Milliarden Franken) erzielt, sagte Konzernchef und Verwaltungsratspräsident Jan Jenisch an einer Telefonkonferenz. Nach der Abspaltung werde Holcim noch einen Umsatz von 17 Milliarden Franken erzielen. Mehr als die Hälfte des Geschäfts werde in Europa erwirtschaftet.

Zwei Mitarbeiter mit Helm und Schutzbrille sprechen miteinander auf dem Gelände des Holcim-Zementwerks Siggenthal.
Legende: Das Nordamerikageschäft soll bald unabhängig werden, also aus dem Gesamtunternehmen von Holcim herausgelöst werden. Keystone/Gaetan Bally

Die Abspaltung ist für die erste Jahreshälfte 2025 vorgesehen. Im zweiten Halbjahr 2024 werde es Investorentage geben, dann werde über die endgültige Struktur der Abspaltung informiert. Dieses neue Unternehmen wird an der Wall Street in New York kotiert sein.

«Weil es eine klar auf den US-amerikanischen und kanadischen Markt ausgerichtete Strategie haben wird, werden Anlegerinnen und Anleger mehr Interesse daran haben, sprich mehr Geld investieren – so zumindest die Hoffnung», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann.

Holcim erwägt Aktienrückkauf

Holcim könnte in den USA von den Wirtschaftsfördermassnahmen unter dem sogenannten Inflation Reduction Act IRA profitieren. Dieser unterstützt im Namen der Inflationsbekämpfung gerade im Bereich Infrastruktur die US-amerikanische Wirtschaft auch gegenüber europäischen Unternehmen.

Zwei Mitarbeiter laufen einem Güterwaggon des Zementherstellers Holcim entlang.
Legende: Der Konzern möchte die Schweiz nicht verlassen. Das Zementwerk Siggenthal von Holcim bei Würenlingen. Keystone/Gaetan Bally

Der Schweizer Zementkonzern will die geplante Abspaltung des Nordamerikageschäfts bei Bedarf durch den Rückkauf eigener Aktien unterstützen. «Wir haben viel Spielraum, um die richtigen Entscheidungen für eine möglichst erfolgreiche Kapitalstruktur der beiden Unternehmen zu treffen und natürlich auch, um den Aktionären Erträge zukommen zu lassen», sagte Konzern- und Verwaltungsratschef Jan Jenisch am Montag. «Wir sind bereit, den Prozess auch mit Aktienrückkäufen zu unterstützen, falls dies erforderlich ist.»

Konzern wird in der Schweiz bleiben

Der schweizerische Konzern wird seinen Hauptsitz in Zug behalten und voraussichtlich nach wie vor zu den grössten Schweizer Unternehmen gehören und deshalb zum SMI zählen, sagt Ammann. Einen Stellenabbau schliesst Jenisch auf Nachfrage aus.

Geplante Neuausrichtung in Europa: Klimaschutz im Fokus

Box aufklappen Box zuklappen

In Europa soll das Geschäft dank einer Neuausrichtung wachsen. «Als Zementhersteller ist Holcim in einem klimapolitisch heiklen Geschäft. Zement verursacht grosse CO₂-Emissionen. Das Unternehmen hat deshalb auch eine Klage eines pazifischen Inselstaates am Hals. Weil aber auch Investoren, gerade in Europa, den Klimaschutz immer höher werten, hat Holcim in letzter Zeit viel Geld in eine weniger CO₂-intensive Produktion investiert und auch andere Geschäftszweige als Zement und Beton ausgebaut. Das sind beispielsweise die Produktion von Material für den Bau von Dächern oder Fassaden. Das alles soll auch hier mehr Wert generieren», sagt Wirtschaftsredaktor Ammann.

Holcim hat zudem einen neuen Konzernchef ernannt. Miljan Gutovic soll per 1. Mai 2024 das Ruder übernehmen. Er war bisher Leiter des Europageschäfts. Der bisherige CEO Jan Jenisch soll sein Doppelmandat abgeben und nun ausschliesslich Präsident des Verwaltungsrats sein. Zudem werde er die Ausgliederung und Kotierung des Nordamerikageschäfts in den USA leiten.

Jan Jenisch spricht an einer Pressekonferenz in Zürich.
Legende: Die Ernennung von Gutovic ist keine Überraschung. In den Medien wurde er bereits als Nachfolger von Jenisch (im Bild) als Konzernchef gehandelt worden. Reuters/Arnd Wiegmann

SRF 4 News, 29.01.2024, 06:05 Uhr ; 

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