- Seit Kriegsausbruch wird Russland wirtschaftlich immer stärker isoliert. Zuerst bei den Finanztransaktionen und nun auch vermehrt im Handel.
- Die beiden Schifffahrtsgesellschaften Maersk und MSC haben den Warentransport von und nach Russland gestoppt.
- Nun hat auch der Schweizer Logistikkonzern Kühne und Nagel Lieferungen nach Russland per sofort sistiert.
Kühne und Nagel ist im Transportgeschäft ein Gigant, ein Unternehmen mit 78'000 Angestellten. Wenn ein so grosser Konzern die Lieferungen stoppt, dann hat dies ein gewisses Gewicht. Konzernchef Detlef Trefzger bestätigt: «Wir haben bereits am Dienstagabend alle Sendungen nach Russland gestoppt. Wir werden sehen, wie sich die Dinge weiter entwickeln.»
Bereits in der Nacht wurden keine Transportaufträge mehr aus dem asiatischen Raum angenommen. Nach Russland und in die Ukraine liefert Kühne und Nagel nur noch Hilfsgüter und Medikamente. Kühne und Nagel beschäftigt in Russland 1000 Personen, weitere 400 sind es in der Ukraine. Die beiden Länder machen weniger als zwei Prozent des Geschäftes aus.
Die Hoffnung, dass wir nach der Omikron-Welle eine Frühlingsstimmung in den Märkten erleben würden, hat sich durch die Ukraine-Krise zerschlagen.
Konzernchef Trefzger ist ernüchtert: «Die Hoffnung, dass wir nach der Omikron-Welle eine Frühlingsstimmung in den Märkten erleben würden, hat sich durch die Ukraine-Krise zerschlagen.» Der Schweizer Logistikkonzern besitzt selber keine Schiffe und Flugzeuge, organisiert aber den ganzen Transport, die Abwicklung und bucht die entsprechenden Kapazitäten.
Dass der Transport nach Russland durch Logistikkonzerne eingeschränkt wird, hat auch Folgen für die Schweizer Wirtschaft – es wird für Firmen hierzulande viel schwieriger. Die Schweiz hat im vergangenen Jahr Waren und Güter im Wert von mehr als drei Milliarden Franken nach Russland exportiert: Medikamente, Uhren, Schmuck, Maschinen.
Isolation von Russland geht weiter
Medikamente können zwar weiter nach Russland geliefert werden. Dies ist aber mit zusätzlicher Bürokratie verbunden, erklärt Trefzger: «Das ist schwierig, wir müssen alle Sanktionsauflagen erfüllen. Das gilt auch für die Exporteure und in diesem Fall die Hersteller von Pharmazeutika. Das wird in einem Akkreditierungsprozess individuell umgesetzt.»
Westliche Logistikkonzerne meiden Russland. Und auch für die russischen Schiffe könnte es schwieriger werden. Diese Woche hat Grossbritannien angekündigt, dass keine russischen Transportschiffe mehr an die britischen Häfen zugelassen werden.
Entscheidend für den Transport sind allerdings nicht die britischen Häfen, sondern jene in anderen Ländern, zum Beispiel Amsterdam, Rotterdam und Hamburg. Noch ist offen, wie es mit diesen Häfen weitergeht. Unter dem Strich ist klar: Die Isolation von Russland geht weiter.