Putins Krieg kostet Tausende von Menschenleben. Täglich verschlingt er Unsummen an finanziellen Mitteln. Sei es für Treibstoff, Panzer, Raketen oder die Verpflegung der Soldaten.
Konkret lasse sich der Preis des Krieges für Russland kaum berechnen, sagt Marcus Keupp, Militärökonom an der Eidgenössischen Militärakademie der ETH. Die Schätzungen gehen von 300 Millionen bis zu einer Milliarde Dollar pro Tag.
Putin verfügt über drei grosse Geldtöpfe
Putin könne aber gegenwärtig über 900 Milliarden Dollar verfügen: «Russland hat drei grosse Geldtöpfe. Der eine Topf sind die Devisenreserven der Zentralbank. Dann gibt's den russischen Wohlfahrtsfonds – ein Staatsfonds, gefüllt mit Geld, das Russland angesammelt hat aus dem Ölgeschäft. Dann gibt es die russischen Goldreserven, das sind etwa 130 Milliarden», sagt Keupp und relativiert sogleich: «Das tönt nach sehr viel Geld, doch aufgrund der Sanktionen ist es für Russland sehr schwierig, auf diese Geldtöpfe zuzugreifen.»
Das Ölgeschäft finanziert den Krieg mit
Gemäss Medienberichten fehle es den russischen Truppen an Treibstoff, die Moral sei gemäss verschiedenen Zeitungsmeldungen offenbar am Sinken. Unabhängig überprüfen lässt sich dies nicht. Klar ist aber, dass Putin dank des Ölgeschäfts immer noch viel Geld einnimmt.
Die russische Oppositionszeitung Nova Gazeta schätzt, dass durch das internationale Ölgeschäft pro Jahr rund 200 Milliarden Dollar in die russische Staatskasse fliessen. Käme es zu einem Ölembargo, hätte das weitreichende Folgen für den russischen Staat.
Sanktionen des Westens werden spürbar
Laut Zahlen des russischen Statistikamts vom 9. März liegt die Inflation in Russland derzeit bei 10.4 Prozent. Tendenz steigend. Hinzu kommt: Die Leitzinsen wurden auf 20 Prozent erhöht. Der Rubel hat seit Kriegsbeginn 44 Prozent an Wert verloren. «Das ist ein riesiger Schock für die russische Wirtschaft», sagt Vasily Astrov, Ökonom am Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche.
«Es gibt mehrere Faktoren, die dafür sprechen, dass Russland auf eine tiefe Rezession zusteuert: Die Rubelabwertung wird die Inflation weiter in die Höhe treiben, zudem wird Zinsanhebung der russischen Zentralbank ebenso weitreichende negative Folgen auf die russische Wirtschaft haben», sagt Astrov.
Einfluss auf Kriegsdauer ist schwierig abzuschätzen
Inwieweit diese negative wirtschaftlichen Faktoren, die Dauer des Kriegs beeinflussen können, darüber sind sich die beiden Ökonomen uneinig. Marcus Keupp geht davon aus, dass Putins Kriegskasse weniger lange hält, als die meisten meinen: «Es ist sicher keine Frage von Monaten. Wenn ich das Bankensystem anschaue, ist dies eine Frage von Tagen. Es wird bald eine Destabilisierung des Bankensystems einsetzen.»
Die Sanktionen des Westens sind für die russische Wirtschaft ein riesiger Schock.
Vasily Astrov sieht dies nicht so, die Reserven des russischen Staates seien solide, die Verschuldung sehr tief: «Das kann noch ziemlich lange dauern», sagt der russischstämmige Ökonom.