Kritische Mineralien wie Kupfer, Lithium, Kobalt oder Nickel sind nötig, um Batterien für Elektroautos zu bauen oder für Solar- oder Windenergieanlagen. Sie sind also die Kernmaterialien für die Energiewende.
Diese Metalle gibt es aus Minen – oder sie können aus ausgedienten Computern oder Batterien zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Doch das Angebot dieser kritischen Mineralien dürfte bald knapp werden und kommt vorwiegend aus Fernost.
Rezyklierte Metalle sind kein Abfall
«Diese rezyklierbaren Materialen werden oft wie Abfall behandelt und entsprechend transportiert», stellt Handels-Expertin Maureen Hinman fest. «So ist auch der Ruf von rezyklierten Materialien schlecht. Das müssen wir ändern.»
Der Transport von ausgedienten Batterien und Geräten müsse transparenter und effizienter werden, sagt sie. «Batterien von E-Autos sind kein Müll, sondern voll von wertvollen Rohstoffe.» Und wenn diese für die Energiewende kritischen Mineralien nicht rezykliert würden, werde das Angebot schon in den nächsten Jahrzehnten knapp.
Batterien von E-Autos sind kein Müll, sondern voll von wertvollen Rohstoffe.
Doch schon beim Transport solcher Geräte und Batterien gibt es ein Problem wegen internationaler Abkommen, wie Hinman erklärt: «Das Basler Übereinkommen zu gefährlichen Abfällen verbietet es etwa, gebrauchte Computer oder Batterien in Länder des globalen Südens zu exportieren. Denn diese Geräte sollten in diesen Ländern nicht einfach günstig entsorgt werden können.»
Globaler Süden kann Kreislaufwirtschaft
Dabei hätten gerade Menschen im globalen Süden ein grosses Wissen rund um Recycling. «Viele Menschen arbeiten im informellen Sektor, trennen brauchbares Material von Abfall.» Sie bräuchten somit einen Zugang zu grossen Mengen dieser Materialien.
Hinman ist überzeugt, dass eine Kreislaufwirtschaft mit diesen rezyklierten kritischen Mineralien einer breiteren Bevölkerungsschicht helfen könnte.
Der Welthandel ist auf lineare Wertschöpfungsketten ausgelegt.
Aber auch der weltweite Handel mit rezyklierten Produkten stellt ein Problem dar, sagt Hinman. «Der Welthandel ist auf lineare Wertschöpfungsketten ausgelegt.»
Das zu ändern, ist allerdings nicht einfach. Denn die WTO-Regeln werden stets von allen Mitgliedern gemeinsam festgelegt. «Jedes Mitgliedsland kann also seine eigene Vorstellung einbringen, wie der Wandel innerhalb der WTO von der linearen zur Kreislaufwirtschaft erfolgen soll», so Hinman.
Welthandel zuerst aushebeln
Dieser Prozess dauere in der Regel aber Jahrzehnte, und diese Zeit hätten wir in Zeiten des Klimawandels nicht. Deshalb müssten unkonventionelle Massnahmen getroffen werden: «Auch wenn es seltsam tönt: In solchen Fällen sollten in einer ersten Phase die offiziellen WTO-Spielregeln faktisch ausgehebelt werden. Einzelne Mitgliedsländer werden sich auf neue Standards einigen und diese werden dann nach und nach zu Regeln der gesamten WTO.»
Die Staaten müssen erst etwas leiden, bevor sie ernsthaft umdenken.
Dabei steige der Druck auf die Staaten, schnell Lösungen für die neuen Wertstoffkreisläufe zu finden: «Sobald grössere Krisen in den Lieferketten entstehen und die Staaten sehen, dass sie die Pariser Klimaziele nicht erreichen können, werden sie wie durch Zauberhand kreativ. Und dann einigt man sich auf neue Regeln.»
Die Staaten müssten zuerst etwas leiden, bevor sie ernsthaft umdenken.