- Roberto Martullo kauft den Schweizer Schuhersteller Künzli. Er ist der Ehemann von SVP-Nationalrätin und Chefin der EMS-Chemie, Magdalena Martullo-Blocher.
- Noch vor rund einem Monat gab die Traditionsfirma die Schliessung per Ende Jahr bekannt, weil keine Nachfolgeregelung gefunden werden konnte.
- Jetzt geht die fast 100-jährige Geschichte der Schweizer Schuhmarke doch weiter. Alle Angestellten im aargauischen Windisch können ihre Jobs behalten.
Die Nachricht löste bei vielen Schuhfans grosse Emotionen aus: Die Schuhfirma Künzli aus Windisch AG schliesse per Ende Jahr, teilte die Inhaberin Barbara Artmann noch vor rund einem Monat mit.
Es wäre das Ende der Kultschuhe mit den fünf Streifen gewesen. Jetzt gibt es doch noch eine Lösung – die Künzli-Schuhe leben weiter.
In die Bresche springt Roberto Martullo, Ehemann von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher, wie Künzli in einer Mitteilung bekannt gab. Martullo kauft demnach die Firma und wird ab Januar auch in der operativen Führung das Zepter übernehmen.
Der Know-how-Transfer sei garantiert, indem die bisherige Besitzerin Barbara Artmann den Übergang bis Mitte 2025 oder «solange wie gewünscht» begleite. Damit sei sichergestellt, dass Produktion und Bestellabwicklung fortgeführt werden.
Auch für die Angestellten gibt es gute Nachrichten: Die Jobs bleiben erhalten. Sie haben das Angebot bekommen, dass die bereits ausgesprochenen Kündigungen aufgehoben werden. «Ausser einem Mitarbeiter, der auf Reisen geht, haben alle das Angebot angenommen», sagt Barbara Artmann. Auch die Produktion der Schuhe in Albanien werde weitergeführt.
Das ist der beste Tag meines Lebens.
Artmann zeigt sich über die Lösung erleichtert: «Das ist der beste Tag meines Lebens - es ist wunderschön. Künzli und die Errungenschaften von fast 100 Jahren Schuhgeschichte leben weiter.»
Damit sei ein Traum wahr geworden: «Der Gang an die Öffentlichkeit war natürlich auch mit der heimlichen Hoffnung verbunden, es möge doch noch einen Weg geben, die Schuhmarke zu retten.»
Rettung war eine Herzensangelegenheit
Auch für den künftigen Inhaber Roberto Martullo ist der Kauf der Schuhmarke eine Herzensangelegenheit: «Als Teenager habe ich viel Fussball gespielt und Leichtathletik betrieben – da gab es neben Puma und Adidas nur Künzli als gute Alternative.»
Wenn ich Künzli retten kann, dann mache ich das.
Darum habe es ihn berührt, als er vom Ende der Kultmarke hörte. «Da habe ich mir gesagt: Wenn ich Künzli retten kann, dann mache ich das auch.»
Ausser Schuhe zu tragen, habe er nicht viel Wissen über die Branche, so Martullo. Seine Eltern waren aber 40 Jahre in der Schuhbranche tätig. Daher sei ihm eine gewisse Affinität in die Wiege gelegt worden.
Ausbau im Sneaker-Segment geplant
Heute sind Künzli-Schuhe vor allem im Orthopädie-Bereich stark vertreten. Dieses Segment weiter zu bedienen und das Know-how in dem Bereich auszubauen, sei zentral, betont Martullo. «Der Ortho-Bereich ist wichtig, aber das alleine reicht nicht.»
Darum möchte er die Marke Künzli auch verjüngen: «Der Sneaker-Bereich ist ein grosser Markt. Künftig sollen die jungen Leute wieder mehr an Künzli denken, wenn sie einen Sneaker kaufen.»
Zunächst will Martullo nun eine Marktanalyse machen. Dann wird entschieden, wie es im nächsten Kapitel in der Geschichte der Künzli-Schuhe weitergeht.