BYD ist der weltweit grösste Hersteller von Elektroautos, deshalb sorgt die Ankündigung in der Branche für Aufsehen. Bereits sprechen die ersten Beobachter von einem technologischen Durchbruch, andere wiederum relativieren.
BYD verspricht, Elektroautos in nur gerade fünf Minuten aufladen zu können – Ladungen für eine Reichweite von 400 Kilometern. Der Ladevorgang sei nicht länger als das Betanken eines Autos mit Benzin.
Die neuen Ladestationen und Automodelle mit neuen Batterien kommen im kommenden Monat in China auf den Markt. BYD will in China zudem ein flächendeckendes System mit 4000 solcher Ladestationen aufbauen und somit die Dominanz im heimischen Markt zementieren. Jedes dritte in China verkaufte Elektrofahrzeug kommt aus den Fabriken des chinesischen Herstellers.
BYD ist derzeit nicht nur der weltweit grösste Hersteller von Elektrofahrzeugen, sondern auch die Nummer eins in der Produktion von Batterien. Der chinesische Hersteller versucht, vermehrt in Europa Fuss zu fassen und baut in Ungarn und der Türkei Fabriken. An der Fussball-Europameisterschaft war das Unternehmen einer der Hauptsponsoren und mit seiner Werbung überall präsent. An der Börse von China hat BYD inzwischen einen Marktwert von 162 Milliarden Dollar – und ist somit wertvoller als Volkswagen, Ford und General Motors zusammengerechnet.
Konkurrenzkampf neu lanciert
Mit der Ankündigung von BYD ist der Konkurrenzkampf in der Branche neu lanciert. Zu den weltweit grössten Herstellern von Ladestationen gehört auch der Schweizer Industriekonzern ABB. Das Unternehmen produziert Ladestationen mit unterschiedlichsten Kapazitäten, so zum Beispiel auch für den Heimgebrauch, etwa Ladegeräte für die Garage zu Hause. Die Modelle von ABB sind mit den verschiedensten Automarken kompatibel.
Vor gut drei Jahren hat ABB die laut eigenen Angaben schnellste Ladestation der Welt angekündigt: Stationen, mit welchen Ladungen für Reichweiten von 100 Kilometern in weniger als drei Minuten möglich seien. Für eine komplette Ladung brauchen die schnellsten Stationen von ABB 15 Minuten. Die chinesischen Ladestationen sind deutlich schneller.
ABB relativiert die Entwicklung in China
«Wir sind davon überzeugt, dass es nicht allein auf die Ladeleistung ankommt, sondern es geht darum, die richtigen Lademöglichkeiten für unterschiedliche Anwendungen zu entwickeln», schreibt ABB auf Anfrage von SRF, und relativiert damit die Meldungen aus China.
Entlang der Autobahnen seien Schnellladestationen tatsächlich wichtig. Es müsse schnell gehen. Beim Einkaufen sei es allerdings anders. Kundinnen und Kunden bräuchten in der Regel mehr als eine halbe Stunde im Supermarkt – anstelle von superschnellen Ladestationen, welche die Stromnetze massiv belasten – sei es sinnvoller, Stationen mit tieferen Leistungen einzuplanen.
Die Ladegeschwindigkeit sei nicht nur abhängig von den Ladestationen, sondern auch von den Automodellen. Die überwiegende Mehrheit der Modelle sei nicht in der Lage, so schnell zu laden wie die leistungsfähigsten Stationen.
Obwohl ABB die Fortschritte von BYD relativiert, zeigt sich, dass die Entwicklung in der Branche rasant weitergeht.