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Chinesischer E-Autobauer BYD will Europas Strassen erobern – und baut Werk in der Türkei

Jüngst verhängte die EU Strafzölle für chinesische Elektroautos. Den Ambitionen der Hersteller tut das keinen Abbruch.

Darum geht es: Der chinesische Elektroauto-Hersteller BYD baut ein Werk in der Türkei. Er investiert eine Milliarde Dollar (umgerechnet 900 Millionen Franken), wie die türkische staatliche Nachrichtenagentur Andolu berichtet. 150'000 E-Autos sollen dort pro Jahr künftig gebaut werden. Die Fabrik soll voraussichtlich 2026 eröffnet werden.

BYD-Auto am Autosalon in Genf.
Legende: BYD will den europäischen Markt erobern. Darum macht der chinesische Konzern zum Beispiel auch massiv Werbung an der EM – und auch am Autosalon in Genf war er dieses Jahr präsent. Keystone/CYRIL ZINGARO

Das Ziel von BYD: Der chinesische Konzern drängt auf den europäischen Markt. «In einigen europäischen Ländern ist BYD schon präsent, etwa in Skandinavien. In anderen Regionen startet der Verkauf demnächst – so auch in der Schweiz», sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim.  

Bisher stellt BYD die Fahrzeuge in China her und transportiert sie per Schiff nach Europa. «Mittelfristig sollen die Fahrzeuge für Europa auch aus Europa kommen», erklärt Heim. Eine Fabrik in Ungarn ist bereits in Planung, dazu soll zu einem späteren Zeitpunkt die besagte Fabrik in der Türkei kommen.

Die Strafzölle der EU: Die EU hat kürzlich Strafzölle auf chinesische Elektroautos verhängt . Diese betragen im Fall von BYD 17.4 Prozent. Für in der Türkei produzierte Autos wurde der europäische Markt 1995 geöffnet. Sie kann 70 Prozent ihrer Autoproduktion nach Westeuropa exportieren. Der Bau einer Fabrik in der Türkei soll es BYD laut Beobachtern erlauben, die Strafzölle der EU zu umgehen, wie die Nachrichtenagentur Keystone-sda berichtet.

Bis zu 37.6 Prozent Strafzoll

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Konkret steht für den Hersteller BYD ein vorläufiger Strafzoll von 17.4 Prozent, für Geely von 19.9 Prozent und für SAIC von 37.6 Prozent im Raum. Für andere Hersteller sind 20.8 Prozent vorgesehen. Für Autos von Firmen, die bei der Untersuchung der EU-Behörden im Vorfeld des Entscheids nicht kooperiert hatten, soll ein Strafzoll in Höhe von 37.6 Prozent fällig werden.

Zölle gelten für die Schweiz nicht

Die Schweiz unterliegt keinen Verpflichtungen, handelspolitische Schutzmassnahmen oder andere zolltarifarische Entscheide der EU nachzuvollziehen. Grundsätzlich seien handelspolitische Schutzmassnahmen nicht im Interesse der Schweiz, hiess es vom Staatssekretariat für Wirtschaft.

Die Schweiz erhebt seit dem 1. Januar 2024 auf importierte Industriegüter, also auch auf Autos, keine Zölle mehr. Überdies sehe das Freihandelsabkommen mit China eine vollständige Zollbefreiung von Industrieprodukten mit Ursprung in China vor, so das Seco. Sofern chinesische Autos direkt in die Schweiz importiert werden, können diese also weiterhin zollfrei eingeführt werden.

Ob der Bau BYD-Werks in den Türkei eine unmittelbare Reaktion auf die Strafzölle der EU ist, ist laut Heim aber unklar. Denn: Es ist noch offen, ob die Strafzölle der EU auch für chinesische E-Autos gelten, die in Europa produziert werden. Zudem hat auch die Türkei hat jüngst höhere Zölle für chinesische Autofirmen beschlossen. Diese fallen mit 40 Prozent sogar höher aus als diejenigen der EU. «Dass BYD nun eine Fabrik in der Türkei bauen will, dürfte also noch andere Gründe haben», schliesst Heim.

Die Türkei ist ein Autobauer-Land: Auch andere Hersteller produzieren bereits in der Türkei oder wollen das noch tun, zum Beispiel Renault, Ford oder Hyundai – oder auch die türkische Eigenmarke TOGG. «Die Beispiele zeigen, dass sich die Türkei als Ort für die Autoproduktion etabliert und sich auch einen Namen gemacht hat», erklärt Heim. Es gibt also eingespielte Abläufe und Expertise vor Ort, zum Teil auch Zulieferbetriebe. Auch BYD kann von diesen Strukturen profitieren, um seine Pferdestärken auf Europas Strassen zu bringen.

SRF 4 News, 09.07.2024, 8:05 Uhr ; 

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