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Markteintritt von BYD Der chinesische Auto-Gigant rollt hierzulande an

Vizechefin Stella Li will BYD in der Schweiz als Tech-Firma positionieren. Sie erntet aber auch Kritik.

Stella Li hat eine Mission: in der Schweiz Autos verkaufen. Das wird nicht einfach für die Vizepräsidentin von BYD, der grössten Autoproduzentin Chinas. Weil der Markt hart umkämpft ist. Weil Bekanntheit und Vertrauen entscheidend sind, BYD hierzulande aber noch wenig bekannt ist. Und weil ihre Autos (ab 43'000 Franken) nicht günstiger sind als bekannte Konkurrenz-Marken.

Wir melden täglich 45 Patente an, das kann sonst niemand.
Autor: Stella Li Vizepräsidentin von BYD

Wie will sie das schaffen? «Mit Technologie», sagt Stella Li im Interview mit SRF. 120'000 Ingenieure arbeiten ihr zufolge bei BYD in der Forschung und Entwicklung, ein Zehntel der Belegschaft. «Wir melden täglich 45 Patente an, das kann sonst niemand.»

Frau spricht ins Mikrofon
Legende: Stella Li ist die Nummer zwei des chinesischen Autogiganten BYD. SRF

Tatsächlich wird den Chinesen in der Branche hohe technologische Kompetenz attestiert. Die Batterien ihrer Elektroautos gelten als langlebig und wenig anfällig für Überhitzung. Die hauseigene Ladetechnologie kann mit den Besten mithalten. Stella Li sieht BYD nicht als Autoherstellerin: «Wir sind eine Tech-Firma.»

Autoexperte: «Langweilig»

BYD inszenierte den Markteintritt in der Schweiz mit einer aufwändigen Show in der Umwelt-Arena Spreitenbach. Darüber hinaus fällt der Schritt wenig spektakulär aus. BYD hat einen Showroom in Zürich, will weitere eröffnen und plant bis Ende Jahr ein Händlernetz mit 15 Verkaufspunkten, zusammen mit Händlergruppen und Einzelhändlern.

Die Chinesen wollen den schnellen Erfolg. Dabei braucht es Stabilität, eine Strategie, an der man systematisch über mehrere Jahre arbeitet.
Autor: Ferdinand Dudenhöffer Deutscher Autoexperte

Dem bekannten deutschen Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer fehlt das Überraschung-Element. «Irgendwo noch ein Auto hinstellen, wo schon zehn stehen, da ist das 11. Auto für die Kunden langweilig.» Es brauche etwas Besonderes, das die Kundschaft hellhörig macht – wie damals bei Tesla, mit viel Innovation und eigenen Verkaufsläden. Das habe der Marke damals geholfen, schnell vorwärtszukommen.

Chinesische Autos – made in Europe

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Noch stellt BYD seine Autos in China her und verschifft sie nach Europa. Aktuell baut das Unternehmen aber ein Werk in Ungarn. Noch dieses Jahr soll die Produktion starten. Laut «Financial Times» hat die EU Verdacht geschöpft, dass das Werk von unfairen chinesischen Subventionen profitiert habe. Sie hat eine Untersuchung gestartet. Eine weitere Produktionsstätte ist in der Türkei geplant, dort sollen Ende 2026 die ersten Modelle vom Band rollen.

Auf kurze Frist traut Dudenhöffer den Chinesen wenig zu. BYD gehe zu aktionistisch vor, mit einzelnen Massnahmen. 2022 hatte BYD angekündigt, via den Autovermieter Sixt 100'000 Modelle auf Europas Strassen zu bringen. Zwei Jahre später stellte das Unternehmen eine Vertriebsvereinbarung mit der Emil-Frey-Gruppe für die Schweiz in Aussicht. Zu einer Vereinbarung kam es laut «Handelszeitung» nie.

Und nun der vorgestellte Plan. «Die Chinesen wollen den schnellen Erfolg. Dabei braucht es Stabilität, eine Strategie, an der man systematisch über mehrere Jahre arbeitet», sagt Dudenhöffer.

Langfristig jedoch sieht er Chancen, auch weil BYD nicht nur Elektroautos im Sortiment hat, sondern auch Plug-in-Hybride. Die lange Frist – auch Stella Li hat sie im Blick: «Wir denken langfristig.» BYD, der Milliarden-Konzern aus China, ist erst gerade angerollt.

Tagesschau, 1.4.2025, 19:30 Uhr

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