Die Swisscom wird bald jeden zweiten Franken in Italien erwirtschaften. Mit dem Erwerb der Vodafone-Tochter in Italien tätigt sie den grössten Zukauf in der Firmengeschichte. Bereitet das dem Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann manchmal schlaflose Nächte?
SRF News: An diesem Italien-Geschäft wird man Sie messen. Es wird Ihre Zeit als Chef der Swisscom prägen: Mit welchem Gefühl haben Sie den Vertrag unterschrieben?
Christoph Aeschlimann: Es war sicher ein grosser und wichtiger Moment. Es war für mich einerseits eine Erleichterung, dass es nach monatelanger Arbeit endlich geklappt hat, andererseits verspüre ich aber auch eine gewisse Ehrfurcht vor der Arbeit, die jetzt kommt. Eigentlich fängt die Arbeit jetzt erst an.
Und es geht um Milliarden, die Swisscom verschuldet sich stark. Hatten Sie auch schlaflose Nächte?
Nein, das nicht. Es ist sehr viel Arbeit, sicher. Aber wir haben alles gut vorbereitet. Wir haben viel Zeit investiert, auch in die Analyse. Und darum gehen wir mit einem sehr guten Gefühl in die Transaktion.
Man kann sich schon fragen: Wieso investiert die Swisscom, die ja noch zur Mehrheit den Schweizer Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern gehört, Milliarden in Italien? Was haben die Schweizer Kundinnen und Kunden davon?
Wichtig ist: Die Swisscom ist schon seit 17 Jahren mit Fastweb in Italien aktiv. Wir machen mittlerweile über 2.5 Milliarden Euro Umsatz in Italien.
Wenn die Swisscom als Gruppe stärker wird, dann profitiert auch die Schweiz.
Nun geht es darum, Fastweb im italienischen Markt und die Swisscom als Ganzes zu stärken. Das ist das Ziel von diesem Kauf. Wenn die Swisscom als Gruppe stärker wird, dann profitiert auch die Schweiz. Wir verdienen mehr Geld, das wir wieder in Schweizer Netze investieren können und der Bund bekommt eine höhere Dividende. Damit kann er Projekte finanzieren, die für Bürgerinnen und Bürger in der Schweiz relevant sind.
Wieso sind Sie so sicher, dass Sie in Italien den Gewinn steigern können? Der italienische Markt ist hart umkämpft.
Das ist so: Der italienische Markt ist sehr wettbewerbsintensiv. Und genau darum ist es eben wichtig, dass man auch eine gewisse Grösse hat, gewisse Skaleneffekte erzielen kann und Synergien nutzen kann.
Viele Schweizer Kundinnen und Kunden wären wahrscheinlich glücklicher, wenn Sie die Milliarden statt in Italien in der Schweiz investieren, in den Ausbau von schnellem Internet. Da steht die Schweiz im internationalen Vergleich schlecht da.
Ich weiss. Es wünschen sich alle einen noch schnelleren Ausbau.
Wir werden in diesem Jahr über die Hälfte der Schweiz mit Glasfaser erschlossen haben, bis 2030 sogar 80 Prozent.
Es ist aber auch ein Fakt, dass wir in der Schweiz jährlich über 500 Millionen Franken in die Glasfaser-Infrastruktur investieren. Das ist sehr viel Geld. Wir werden in diesem Jahr über die Hälfte der Schweiz mit Glasfaser erschlossen haben, bis 2030 sogar 80 Prozent.
Sie sind Vater zweier Teenager, beide sogenannte «Digital Natives». Sagen die Ihnen manchmal: Vater, hier muss die Swisscom besser werden.
Ihnen ist vor allem wichtig, dass das Mobilfunknetz funktioniert. Das Telefon ist für sie quasi die Erweiterung der Hand. (lacht)
Müssen sie ihr Abo bei der Swisscom abschliessen?
Sie müssen nicht, aber noch bezahle ich die Rechnung! Darum ist klar, dass sie bei der Swisscom sind. (lacht)
Das Gespräch führte Simone Hulliger.