In den Zahlen der grossen Pharmakonzerne spiegelt sich wider, dass die Pandemie in vielen Ländern abgeflacht ist. Vor allem bei Roche: Roche gehörte zu denjenigen Konzernen, die in der Pandemie Medikamente zur Behandlung von Covid-Patientinnen und -Patienten liefern konnte.
Zudem ist die kleinere Konzernsparte, Diagnostics, während der Pandemie dank Testverkäufen überdurchschnittlich stark gewachsen. Dass die Verkäufe von Covid-Produkten mit dem Ende der Pandemie nun abnehmen, liegt auf der Hand. So weit, so normal.
Auch bei Novartis spielen die Corona-Effekte kaum mehr eine Rolle. Der dramatisch anmutende Einbruch des Reingewinns bei Novartis um rund 70 Prozent ist vor allem auf einen Sondereffekt zurückzuführen im Zusammenhang mit dem Roche-Aktienpaket. Der Umsatzrückgang ist vor allem auf Wechselkursschwankungen zurückzuführen.
Der Konzern ringt dennoch um Wachstum und versucht, mit positiver Rhetorik Investorinnen und Investoren bei Laune zu halten. So weit, so normal.
Veränderungen gehen in Konzerngeschichten ein
Dennoch stehen beide Grosskonzerne vor Veränderungen, die ihre Geschichtsbücher prägen werden. Novartis trennt sich von seiner Generika-Sparte Sandoz. Die Abspaltung ist für das zweite Halbjahr geplant. Dadurch wird Novartis zu einem fokussierten Pharmakonzern, der sich ausschliesslich auf neue, sogenannte innovative Therapien fokussiert.
Bei Roche sind es personelle Wechsel, die in die Konzerngeschichte eingehen werden. Der langjährige Konzernchef Severin Schwan wechselt nach rund 15 Jahren an der Spitze im März ins Präsidium.
Als CEO rückt Thomas Schinecker nach, der bisher die Diagnostik-Sparte geleitet hat. Beide Konzerne sind zudem durch politische Rahmenbedingungen in zahlreichen Ländern gefordert.
Preisdruck im Pharmageschäft
In den USA werden politisch für einige Medikamente Preisobergrenzen diskutiert – ein Novum für die USA, einem der grössten Pharmamärkte für Roche und Novartis. Die Massnahme ist Teil des Gesetzespakets mit dem Namen «Inflation Reduction Act».
Im Oktober soll spruchreif werden, welche Arzneimittel konkret betroffen sind. In den USA haben die Firmen bisher weitgehend freie Hand bei der Preisgestaltung. In anderen Ländern, auch der Schweiz, werden die Preise durch Behörden festgelegt.
Zwar gehört Preisdruck zum Alltag im Pharmageschäft. So weit, so normal. Doch dieses Jahr könnte er gerade durch die Massnahmen in den USA besonders hoch werden.