Ein wichtiger Schritt: Mit dem Rücktritt von Raiffeisen-CEO Patrik Gisel sind die Altlasten noch längst nicht abgetragen. Gisel geht, weil er schlicht untragbar geworden ist, wie Wirtschaftsredaktor Jan Baumann erklärt: Zu gross war die Kritik an seiner Person. Nur die wenigsten mochten glauben, dass die langjährige rechte Hand des ehemaligen CEO Pierin Vincenz eine saubere Weste hat – obschon Gisel bislang keine Verfehlungen im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen Vincenz nachgewiesen werden konnten.
Neue Strategie und neue Software: Der Handlungsbedarf bei Raiffeisen ist also auch nach dem Rücktritt von Gisel beträchtlich. So will sich die Bank nach dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» neu ausrichten. Das bedeutet weniger Vermögensverwaltung für Reiche, dafür noch mehr Kredite für Personen, die sich mit einer Hypothek ein Eigenheim finanzieren wollen. Eine zweite Baustelle ist die neue Banken-Software, die Raiffeisen derzeit einführt. Bei dieser riesigen IT-Übung läuft nicht alles rund, und es könnte kostspielige Verzögerungen geben.
Ein laufendes Verfahren: Dass nun in aller Ruhe weitergearbeitet werden kann, ist also unwahrscheinlich, auch wenn sich die Wogen mit dem Rücktritt von Gisel etwas glätten dürften. Auch die Ermittlungen gegen Vincenz sind weiterhin im Gang und ein allfälliger Prozess wird sehr viel Zeit im Anspruch nehmen. So lange kann die Bank mit ihren dringlichen Arbeiten also nicht warten.
Vertrauen zurückgewinnen: Wichtigste Aufgabe eines neuen Managements und eines neuen Verwaltungsrats ist wohl, das Vertrauen der Kundschaft und der über 250 Raiffeisen-Genossenschaftsbanken im Land wieder zurückzugewinnen. Dieses hat massiv gelitten. Viele haben zudem den Eindruck, die Machtkonzentration in der Zentrale in St. Gallen sei zu gross. In diesem Punkt ist vor allem der Verwaltungsrat gefordert. Er muss beweisen, dass er die Fäden bei der drittgrössten Schweizer Bank wieder fest in die Hand nimmt.