Der Telekom-Riese Swisscom hat im Februar angekündigt, das Glasfaser-Netz weiter auszubauen. In den nächsten 5 Jahren sollen weitere 1.5 Millionen Haushalte mit Glasfasern erschlossen werden. Swisscom will jährlich rund 1,6 Milliarden Franken ausgeben.
Allerdings ändert die Swisscom dabei die Bauweise der Glasfaser-Versorgung: Bisher führten die Glasfasern von der Zentrale direkt über einen Verteiler in die Wohnung (Point-to-Point-Topologie).
Mitbewerber, die eine Glasfaser von Swisscom mieten, seien so in der Lage, ihren Kunden anzubieten, was sie möchten, sagt Init7-Chef und Swisscom-Konkurrent Fredy Künzler: «Wir konnten bisher 100 Gigabit den Kunden anbieten, wenn sie das möchten. Neu ist das nicht mehr möglich».
Swisscom gibt die Leitung vor
Denn neu führt von der Zentrale zum Verteiler nur noch eine viel dünnere Glasfaser als bis anhin, die sich alle Mitbewerber teilen müssen. Im Verteiler sorgt ein sogenannter optischer Splitter für den Zugang zu den einzelnen Wohnungen (Point-to-Multipoint-Topologie).
Das Problem: Swisscom Mitbewerber sind so nur noch in der Lage, mit der Technologie die Leitung steuern, die die Swisscom vorgibt. Künzler will das nicht hinnehmen und zeigt die Swisscom deshalb bei der Wettbewerbskommission (Weko) an. Mit dieser neuen Architektur sei Künzler nur noch in der Lage, maximal 10 Gigabit anzubieten.
Faktisch kontrolliere Swisscom so die Bandbreite der Mitbewerber. «Wir können nur noch das anbieten, was Swisscom vorgibt und können dann noch unseren Init7-Kleber darauf kleben. Wir werden so zum Swisscom-Wiederverkäufer und können nicht mehr die Leistung der Glasfasern anbieten, was sie eigentlich hergibt.»
Simon Osterwalder Geschäftsführer von Suissedigital, sieht dies kritischer. Er vertritt rund 180 Netz-, Internet- und Servicedienstleister in der Schweiz. Für ihn ist klar, dass die Swisscom dank ihrer finanziellen Mittel und ihrer Marktmacht machen kann, was sie will.
«Das Ganze ist nicht fair»
«Aus der Sicht von dem, der bislang die Verbindung mieten und auf die Mietleitung seinen Dienst vertreiben konnte, so wie er es gut macht als Unternehmer, und ab dem nächsten Tag anstatt das Mehl den Vorteig vom Brot kaufen muss, ist das Ganze nicht fair.»
Würde man die Frage aber anders stellen, aus der Sicht der Swisscom, sähe es etwas anders aus: «Dann wird die Swisscom sagen, es ist nicht verboten, und so lange mich niemand bremst, mache ich das.»