Leere Züge und Busse, vielbefahrene Velostreifen – das ist ein Merkmal der Coronakrise. In den Werkstätten des Schweizer Velo-Fabrikanten «Thömus» herrscht denn auch seit Wochen Hochbetrieb. Zunächst sei man verunsichert gewesen, was man tun dürfe und was nicht, erklärt Geschäftsinhaber Thomas Binggeli.
«Aber am Schluss war die Werkstatt eigentlich übervoll. Wir waren überwältigt, wie viele Leute auf der Strasse sind, wie viele ihre alten Fahrräder aus den Kellern genommen haben. Die brauchten alle einen Service.»
«Wir werden ein deutliches Plus haben»
Ähnlich tönt es bei anderen Velohändlern. Und Zahlen des Verbandes bestätigen dieses Bild. Die Umsätze mit Ersatzteilen wie Bremsklötzen oder Reifen haben diesen Frühling deutlich zugenommen – um bis zu 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Am Schluss war die Werkstatt übervoll – all die alten Fahrräder aus den Kellern brauchten einen Service.
Aber auch neue Velos würden sich gut verkaufen, obwohl die Verkaufsgeschäfte während Wochen geschlossen waren. «Wir werden ein deutliches Plus haben gegenüber dem Vorjahr und auch gegenüber dem Budget», stellt Binggeli fest.
Mehr und länger Velo gefahren
Der Veloboom seit der Coronakrise zeigt sich auch auf den Strassen.
Eine Studie der ETH und der Uni Basel hat ergeben, dass die Menschen öfter Velo gefahren sind und auch deutlich längere Distanzen zurückgelegt haben. Zum Teil waren die Strecken verglichen mit dem Vorjahr fast doppelt so lang.
Hier geht es zu den Studienergebnissen
«Ich denke schon, dass viele Leute jetzt ihr Mobilitätsverhalten überdacht haben», sagt Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo Schweiz. «Sie haben sich gefragt: Kann ich überhaupt in Bewegung bleiben? Vielleicht gerade mit den Kindern. Was kann ich tun? Was kann ich unternehmen? Den ÖV möchte ich nicht benutzen, also welche Möglichkeiten habe ich?».
Elektrovelo als Alternative
Und die Coronakrise hat ganz besonders einen Trend verstärkt: Das Elektrovelo etabliert sich für Berufspendlerinnen und -pendler immer mehr als Alternative zu Bus, Tram und Zug. «Diesen Trend haben wir schon vor Corona deutlich gesehen», so Merkli.
In der Branche geht man davon aus, dass der Trend noch weiter anhalten wird. Auch nach der Coronakrise.