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Was bedeutet ein möglicher Fifa-Wegzug für die Schweiz?
Aus Rendez-vous vom 17.05.2024. Bild: KEYSTONE/Ennio Leanza
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Prestige- statt Geldfrage Finanziell wäre Fifa-Wegzug für Schweiz zu verkraften

Es gibt zwar offiziell keine konkreten Pläne der Fifa für einen Wegzug aus Zürich, doch rein statutarisch wäre dieser seit heute Nacht möglich.

Falls die Fifa ihren Hauptsitz aus der Schweiz abziehen würde, wäre das aus Sicht von vielen Fussballfans in der Schweiz sicher schade. Denn das Prestige, Sitz des grössten Fussballverbandes der Welt der sein, ist gross. Zudem würden Zürich und der Schweiz jedes Jahr einige Millionen Franken Einnahmen entgehen. Aber sehr viel ist es nicht.

Besteuert wie ein Verein

Die Fifa zahlt als Verein einen reduzierten Steuersatz. Trotz Milliardengewinnen in WM-Jahren versteuert die Fifa auf Bundes- und Kantonsebene prozentual nicht mehr als ein Boccia-Club, weil sie eben als Verein veranlagt wird. Im WM-Jahr 2022 lieferte die Fifa immerhin etwas über 20 Millionen Franken ab, in Jahren zwischen zwei Weltmeisterschaften ist es jeweils deutlich weniger. Dem steht im Vierjahreszyklus 2019 bis 2022 ein Reingewinn von über einer Milliarde Franken gegenüber.

Rund 300 der weltweit über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fifa arbeiten am Hauptsitz. Ihr Steueraufkommen sowie ihre Haushaltsausgaben dürften ebenfalls wegfallen. Grosszügig gerechnet wäre dies aber höchstens ein tiefer zweistelliger Millionenbetrag bei nahezu acht Milliarden Franken, welche die Steuerpflichtigen dem Kanton Zürich alleine im 2022 ablieferten.

Kaum weniger Hotelgäste

Zürich Tourismus hat schon bei früheren Wegzugsgerüchten errechnet, dass ein Weggang zwar weniger Sitzungen und Kongresse bedeuten würde – und damit weniger Hotelübernachtungen in Zürich. Diese seien aber einfach zu kompensieren. Für Touristinnen und Touristen, welche wegen der Fifa Zürich besuchten, bliebe noch das erst kürzlich errichtete Fifa-Museum.

Bleibt noch der Einfluss auf das weltweite Image von Zürich und der Schweiz: Der Glamourfaktor und die weltweit wichtige wirtschaftliche Bedeutung strahlen positiv aufs Image der Schweiz, obwohl die Weltfussballerinnen und -Fussballer an den Galas schon seit einigen Jahren in London und Paris über den roten Teppich schreiten und nicht mehr in Zürich.

Glamour versus Reputationsrisiko

Bleibt noch das Reputationsrisiko: Die Fifa stand oft in einem negativen Rampenlicht, wegen Skandalen sowie mutmasslicher und bestätigter Vergehen ihrer Funktionäre. In Erinnerung bleibt die Verhaftung von Fifa-Funktionären im Nobelhotel Baur au Lac 2015 vor den Kameras der Weltmedien. Und der tiefe Steuersatz bestätigt das Klischee der Schweiz als Steuerparadies. Doch auch hier ist die Fifa nur eine unter vielen Firmen, deren Sitz in der Schweiz ein gewisses Imagerisiko für das Land bergen.

Gesamtwirtschaftlich fallen all diese Aspekte weder im Kanton Zürich noch in der Schweiz gross ins Gewicht. Aus rein wirtschaftlichen Gründen wäre ein Wegzug des Fifa-Hauptsitzes weder wirklich negativ noch positiv zu werten.

Philip Meyer

Wirtschaftsredaktor

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Philip Meyer berichtet als Wirtschaftsredaktor über IT- und Telekomunternehmen, Transport- und Logistikthemen sowie alte und neue Medien. Er ist ausserdem Mitglied der Abteilungsleitung Audio / Digital von SRF.

Rendez-vous, 17.05.2024, 12.30 Uhr

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