- Die Europäische Zentralbank erhöht den Leitzins erneut deutlich um 0.75 Prozentpunkte auf neu 2 Prozent.
- Der Währungshüter reagiert damit erwartungsgemäss, um so die rekordhohe Inflation in den Griff zu bekommen.
- Der EZB-Rat geht davon aus, dass in Zukunft weitere Zinsanhebungen folgen werden.
Damit steigt der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf zwei Prozent. Mit der nun dritten Zinserhöhung in Folge stemmt sich die Europäische Zentralbank gegen die hohe Inflation im Euroraum. Ziel ist es, Kredite zu verteuern, um die Nachfrage zu bremsen und so hohen Teuerungsraten entgegenzuwirken, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
«Inflation deutlich zu hoch»
Die wirtschaftliche Aktivität habe sich im dritten Quartal wahrscheinlich deutlich verlangsamt, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss in Frankfurt. Es werde eine weitere Abschwächung im Verlauf dieses Jahres und zu Beginn des nächsten geben, so Lagarde. «Die Inflation ist nach wie vor deutlich zu hoch und wird für längere Zeit über dem Zielwert bleiben.»
Die Euro-Währungshüter hatten bei ihrer Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Ein weiterer Schritt erfolgte am 8. September. Der EZB-Rat beschloss erstmals in der Geschichte der Notenbank eine Zinsanhebung um 0.75 Prozentpunkte. Damit stieg der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB leihen können, auf 1.25 Prozent.
Die Inflation im Euroraum hatte sich im September weiter beschleunigt und erreichte einen Rekordwert. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich die Verbraucherpreise um 9.9 Prozent. Es war der höchste Wert seit Einführung des Euro als Buchgeld 1999.
Mit höherem Zinsniveau gegen Inflation
Ökonomen hielten ein deutlich höheres Zinsniveau für notwendig, um die Inflation wirksam zu bekämpfen. Mit höheren Zinsen kann die Notenbank steigenden Teuerungsraten entgegenwirken.
Es gibt allerdings auch Sorgen, mit einer zu schnellen Normalisierung der zuvor jahrelang ultralockeren Geldpolitik die Konjunktur zu bremsen, die ohnehin unter Lieferengpässen und den Folgen des Ukraine-Krieges leidet – unter anderem auf dem Energiemarkt.