- Netflix hat im vergangenen Quartal nach eigenen Angaben 13 Millionen Kunden hinzugewonnen.
- Insgesamt wird der Streaming-Marktführer jetzt in 260.3 Millionen Haushalten weltweit geschaut.
- Nun versucht sich Netflix im klassischen Fernsehen und könnte zur echten Konkurrenz werden.
Die wöchentliche Wrestling-Show «Raw» der Liga WWE wandert nach 30 Jahren im linearen TV zum Streaming-Dienst Netflix. Die finanziellen Details des Deals wurden nicht genannt – doch nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg lässt sich Netflix die WWE-Programme fünf Milliarden Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren kosten.
Der Deal macht deutlich, wie sehr sich die Gewichte im TV-Geschäft zugunsten von Streaming verschoben haben. Der US-Sendergruppe NBC entgeht ein verlässlicher Magnet für Zuschauer und Werbung – während Sport der wichtigste Grund für US-Amerikanerinnen und -Amerikaner ist, sich noch ein teures Kabel-TV-Abo zu leisten.
Riskante Wette ging auf
Die Wrestling-Liga hofft, über die globale Basis von Netflix schliesslich ausserhalb der USA populärer zu werden. Bei Netflix geht Co-Chef Ted Sarandos davon aus, dass die Werbedollar den WWE-Sendungen auf seine Plattform folgen werden.
Netflix ging im vergangenen Jahr eine riskante Wette ein, die jedoch aufzugehen scheint. In rund 100 Millionen Haushalten wurde Netflix ohne eigenes Abo geschaut – mit den Zugangsdaten von Freunden oder Verwandten.
Als der Dienst solche Trittbrettfahrende zur Kasse bat, hätte das auch nach hinten losgehen können: Schliesslich gibt es genug andere Streamingdienste, zu denen man abwandern kann. Doch das Netflix-Programm erwies sich als attraktiv genug, dass viele Leute stattdessen bezahlen.
Streaming ohne Werbung wird teurer
Dieses Durchgreifen führt dazu, dass der Streamingriese ständig neue Kundinnen und Kunden gewinnt. Auch das neue günstigere Abo mit Werbung spielt eine grosse Rolle: In den zwölf Märkten, in denen es verfügbar ist, entscheiden sich 40 Prozent der neuen Kundschaft dafür. Netflix entfernt in immer mehr Ländern das nur leicht teurere Basis-Abo ohne Anzeigen. Wer werbefrei schauen will, muss damit gleich deutlich mehr bezahlen.
Für das laufende Quartal geht Netflix davon aus, dass sich das Wachstum der Anzahl Userinnen und User verlangsamt. Zugleich kommen in diesem Jahr aber potenzielle Hits wie die zweite Staffel der koreanischen Serie «Squid Game» heraus, die für einen neuen Schub sorgen könnten.
Besser als die Konkurrenz
Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um 12.5 Prozent auf gut 8.83 Milliarden US-Dollar, wie Netflix nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Der Gewinn lag bei 938 Millionen Dollar – nach 55 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Die Anleger waren beeindruckt: Die Aktie legte im nachbörslichen Handel um mehr als acht Prozent zu.
Im gesamten vergangenen Jahr blieb ein Gewinn von 5.4 Milliarden Dollar in den Netflix-Kassen. Das ist ein starker Kontrast zum Geschäft vieler anderer Streamingdienste, die oft rote Zahlen schreiben. Bei einigen Konkurrenten wie Apple und Amazon wirft das eigentliche Kerngeschäft so viel Geld ab, dass sie Streamingverluste locker hinnehmen können.
Aber Disney, Paramount und NBC als Hollywood-Studios und TV-Sender haben Streaming zu einem Eckpfeiler ihrer Geschäftsstrategie gemacht – während das Kino und klassisches Fernsehen zum Teil holperig laufen.