Die Generalversammlung der UBS verlief ganz nach dem Gusto von Verwaltungsratspräsident Axel Weber. Kritische Stimmen gab es – auch weil die GV coronabedingt online abgehalten wurde – keine. Operativ hat sich der grösste Vermögensverwalter der Welt auch nichts vorzuwerfen.
Die UBS verdiente im Corona-Jahr deutlich mehr als im Jahr zuvor und verwaltet so viel Vermögen wie noch nie. Doch das ist nur die eine Seite. «Sind die Ergebnisse noch so hervorragend, ihr Ruf ist nicht zweifelsfrei, allerdings massiv besser als derjenige der Credit Suisse», sagt Reputationsexperte Bernhard Bauhofer. Negativmeldungen der Banken führten zu Imageproblemen, die der Bank und den Bankenplatz nachhaltig schadeten.
Reputation der globalen Banken als Schlusslicht
Tatsächlich zeigt ein Vergleich des Beratungsunternehmens Commslab, welches quartalsmässig die Reputation der einzelnen Branchen untersucht, den Sektor der globalen Banken in der Schweiz an letzter Stelle.
«Ganz offensichtlich stand bei der Credit Suisse die Gier im Vordergrund.»
Die Reputation der internationalen Banken in der Schweiz haben sich gemäss SERX-Index um rund drei Prozent in diesem Quartal verschlechtert, vor Verkehr und Logistik mit Minus 2.9 Prozent und Medien mit Minus 0.7 Prozent.
2019 verhängte ein französisches Gericht gegen die Grossbank eine Rekordbusse, weil sie angeblich französischen Superreichen half, Steuern zu hinterziehen. Das Berufungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Die Grossbank bestreitet sämtliche Vorwürfe, doch zeigte die französische Zeitung «le Monde» anhand glaubwürdiger Quellen und Dokumenten in mehreren Artikeln detailliert auf, wie ausgeklügelt das UBS-System zur Steuerhinterziehung tatsächlich funktionierte.
Wenig förderlich für den Ruf der Bank ist auch die Tatsache, dass gegen den neuen UBS-Chef, Ralph Hamers, in den Niederlanden ein Verfahren läuft, welches seine Verantwortung im grössten Geldwäscherei-Skandal in der niederländischen Geschichte untersucht. «Offenbar hat man diese Gefahr bei Hamers Ernennung falsch eingeschätzt», sagt Bauhofer. Die UBS will dazu keine Stellung nehmen, wie sie SRF News schreibt.
Imageschaden der Credit Suisse ist hausgemacht
Die UBS sei im Vergleich zur Credit Suisse ein Chorknabe, sagt Bauhofer. Innerhalb eines Monats hat die Credit Suisse durch Fehlentscheide und desolates Risikomanagement Verluste in der Höhe von 4.4 Milliarden Franken hinnehmen müssen.
Dabei habe die Bank alle internen Warnungen ignoriert, titelt heute die US-Wirtschaftszeitung Wallstreet Journal. Das Wirtschaftsmedium Bloomberg schreibt, CS-Kaderleute hätten am Dienstag ihrem Ärger über das desolate Riskmanagement der Bank intern Luft gemacht. Chef Thomas Gottstein sei dabei regelrecht «grilliert», worden.
Bauhofer sagt: «Ganz offensichtlich stand bei der Credit Suisse die Gier im Vordergrund. Dies führt ganz offensichtlich zu sehr kritischen, sehr riskanten Manövern. Man sieht einfach, dass die Sicherheit und all das, für das die Schweiz steht, wirklich verloren gegangen ist. Das nehmen Anleger und Sparer nicht nur in der Schweiz, sondern auch in anderen Ländern war. Es wird sehr lange gehen, bis der Ruf wieder hergestellt ist.»