Die Glencore-Spitze war wohl wenig erfreut, als der kanadische Rohstoffkonzern Teck Resources vor knapp zwei Wochen öffentlich machte, dass er ein Fusionsangebot ablehne. Denn fast beiläufig wurde damit eine neue Strategie von Glencore bekannt: Die Trennung vom lukrativen, aber umstrittenen Kohlegeschäft.
Glencore als einer der weltgrössten Kohleförderer und -händler hatte im Dezember gegenüber Investoren zwar angedeutet, verstärkt auf Kupfer und andere Metalle setzen zu wollen. Aber gleich für 23 Milliarden Dollar mit Teck fusionieren und dann das gemeinsame Kohlegeschäft abspalten?
Diese Dimension hat sogar Rohstoff-Analyst James Whiteside von Wood Mackenzie überrascht. Er erwartete angesichts der prallen Glencore-Kassen zwar Firmenkäufe für bis zu zehn Milliarden und sah Signale für Investitionen ins Kupfergeschäft, aber nicht für eine derart grosse Fusion.
Signale für Investitionen ins Kupfergeschäft gab es bei Glencore, aber nicht für eine derart grosse Fusion.
Eine Fusion mit Teck wäre eine ideale Möglichkeit, den Wandel weg von der Kohle zu vollziehen. Es entstünde ein riesiger Kohlekonzern im Wert von rund 34 Milliarden Dollar. Dieser würde von Glencore abgespalten und käme in New York an die Börse. Das würde viel Geld in die Kassen einer fusionierten Glencore spülen.
Gleichzeitig würde Glencore mit der kleineren Teck noch dominanter im Geschäft mit Kupfer, Nickel, Kobalt oder Zink, alles gefragte Metalle für den Energiewandel. Entsprechend wird Glencore seine Milliardenofferte nochmals aufstocken. Definitiv entscheiden die Aktionärinnen und Aktionäre von Teck Ende April.
Erwartungen an Glencore wachsen
Ob die Fusion nun klappe oder nicht – Glencore stehe nun verstärkt unter Druck, das Kohlegeschäft loszuwerden, sagt Whiteside: «Viele möchten in Metalle investieren, können das aber bei Glencore wegen der Umweltauflagen für Kohle nicht.»
Ähnlich tönt es in einem Analyse-Papier der Grossbank UBS: Das Aktionariat von Glencore könnte das Management dazu bringen, das Kohlegeschäft abzuspalten, um eine Neubewertung des Konzerns zu ermöglichen.
Was, wenn die Fusion missglückt?
Dies würde den Rohstoffkonzern für institutionelle Anlegerinnen wie Pensionskassen wieder salonfähig zu machen. Wie Glencore das machen will, falls die Fusion scheitert, ist offen. Denkbar ist, dass sich der Zuger Konzern kleinere Kupferproduzenten aufkauft.
Damit ist Glencore aber nicht allein. Generell haben die Rohstoffgiganten einen wachsenden Appetit auf Metalle. Doch das Angebot ist knapp. Entsprechend dürften die Preise für Metalle in den nächsten Jahren steigen. Ein Multimilliarden-Geschäft für jene, die liefern können.
Dabei setzten die Konzerne vor allem auf bestehende Produktionsanlagen, erklärt Whiteside: «Das haben auch Giganten wie BHP oder Rio Tinto gemacht und bauten so ohne grosse Risiken ihre Weltmarktposition aus.»
Glencore mit neuem Gesicht?
Noch ist offen, wie Glencore künftig aussehen wird. Der Wandel dürfte aber auch Auswirkungen auf den Standort Zug haben. Ein neues Kohleunternehmen würde sich kaum in der Schweiz niederlassen. Der Fusionsvorschlag an Teck zeigt auch, dass sich Glencore auch eine Auslagerung des Sitzes der künftigen Metallabteilung vorstellen kann, zum Beispiel nach Kanada. Die Folge wäre wohl eine deutlich kleinere Zentrale von Glencore am Schweizer Stammsitz, wo zurzeit noch 900 der insgesamt 135'000 Beschäftigten arbeiten.