- Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus ist auch politisch.
- Dies erfährt zurzeit der Chef des französischen Pharmakonzerns Sanofi, der für die Forschung von den Vereinigten Staaten Geld erhält.
- Dafür würden die USA zuerst mit dem Stoff beliefert, erklärte Paul Hudson in einem Interview, das in Frankreich Empörung ausgelöst hat.
Nicht akzeptabel sei das, empört sich Staatssekretärin Agnès Pannier-Runacher. Präsident Emmanuel Macron seinerseits erklärt, ein Impfstoff sei weltweit ein öffentliches Gut. Premierminister Edouard Philippe zitiert den Präsidenten des Pharmakonzerns Sanofi zu sich. Er sagt ihm klipp und klar, dass es für niemanden einen privilegierten Zugang zum Impfstoff geben dürfe.
Soviel Empörung ist auch in Frankreich selten. Aber es geht beim Corona-Impfstoff um ein existenzielles Thema – und mit Sanofi um eine der Perlen von Frankreichs Industrie. Dass mit Paul Hudson seit letztem Jahr erstmals ein Nicht-Franzose Konzernchef ist, mag am Rande auch mitspielen. Zumindest scheint der Brite mit französischen Empfindlichkeiten schlecht vertraut.
Hunderte Millionen US-Dollar
Dies im Unterschied zum Sanofi-Präsidenten, der nach dem Treffen mit dem Premierminister beschwichtigt: Natürlich werde der Impfstoff auch an Frankreich und andere europäischen Staaten ausgeliefert, sobald er in französischen Werken produziert werde. Eine Konzession eher im Ton als in der Sache.
Sanofi forscht zwar in seinen europäischen Labors gemeinsam mit dem britischen Konkurrenten GlaxoSmithKline nach dem Impfstoff. Diese Forschung wird von einem Fonds der US-Regierung mit mehreren hundert Millionen Dollar unterstützt, und diesen Impfstoff will Sanofi später auch in den USA produzieren, falls dessen Entwicklung so weit kommt.
Auch die EU plant einen Fonds
Das Absturzrisiko bei solchen Projekten ist gross. Der Erstzugriff für die USA wäre aus dieser Sicht eine Risikoprämie. Auch in Europa will Sanofi den Impfstoff später produzieren. Doch noch lieber hätte der Konzern bereits heute europäische Subventionen für Forschung und Entwicklung.
Zumindest hat das Sanofi-Konzernchef Hudson vorgeschlagen – und er wurde auch gehört. Die EU plant offenbar einen eigenen Fonds von über zwei Milliarden Euro für die Förderung der pharmazeutischen Forschung und Industrie. Wenn diese Forschung Erfolge bringt, wäre es gut, Macron würde sich dereinst daran erinnern, dass er Impfstoffe zum öffentlichen Gut erklärt hat.