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Simon Michel zu Schweiz-EU «Abschottung wird uns nicht vorwärts bringen»

FDP-Nationalrat und Unternehmer Simon Michel ist überzeugt, dass die Schweiz profitiert von neuen Verträge mit der EU.

Nervös sei er nicht, sondern zuversichtlich vor dem nächsten Freitag, betont der Solothurner FDP-Nationalrat und Medtech-Unternehmer Simon Michel in der Samstagsrundschau von Radio SRF. Am Freitag soll der Bundesrat die wichtigsten Punkte eines neuen Pakets von bilateralen Verträgen mit der EU präsentieren.

Als Unternehmer und Präsident der Vereinigung «Progrès Suisse» engagiert sich Michel für die Weiterführung des bilateralen Weges mit der EU. Seine Branche, die Medizinaltechnik habe schmerzhaft erfahren müssen, was es heisst, wenn die Beziehungen zu den Nachbarstaaten leiden. Als der Bundesrat 2021 die Verhandlungen über das sogenannte Rahmenabkommen abbrach, musste die Branche alle ihre Produkte in der EU neu registrieren lassen. «Das ist ein bürokratischer Aufwand, der unnötig ist. Das wünsche ich keiner anderen Branche», meint Michel.

Simon Michel
Legende: Simon Michel CEO und Miteigentümer des Medtech-Unternehmens Ypsomed. Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE

Die Medizinaltechnik-Unternehmen mit ihren vergleichsweise hohen Margen hätten das stemmen können. Ohne neue bilaterale Verträge drohe gleiches Ungemach 19 weiteren Branchen mit regulierten Produkten, die teils deutlich weniger flüssige Mittel hätten.

«Präferenzierte Zugang» sei zentral

Wer das Gefühl habe, die Schweiz führe gleich gut mit einem Freihandelsvertrag mit der EU, verkenne die Realität vieler exportorientierter KMU, meint der Unternehmer und nennt das Beispiel von Teddybären, die in der Schweiz produziert werden. Wenn diese von der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt getestet würden, könnten sie anschliessend in ganz Europa verkauft werden, aber nicht in Indien oder China, mit denen ein Freihandelsabkommen besteht. Dort müssten die Teddys erneut getestet werden, was für viele Schweizer KMU zu aufwändig sei.

Diesen «präferierten Zugang» zum EU-Binnenmarkt müsse die Schweiz unbedingt behalten, betont Michel. Den Kritikerinnen und Kritikern aus den Reihen der SVP und der sogenannten Kompass-Initiative, die betonten, künftig müsste die Schweiz EU-Regeln automatisch übernehmen, widerspricht Michel. Das sei reine Panikmache. Die meisten Regeln übernähme die Schweiz ohnehin. Und es gehe in den Verträgen nicht um Steuerregeln oder CO2-Gesetze, sondern um Produkteregulierung und um die Personenfreizügigkeit.

Cassis bespricht letzte Verhandlungsschritte mit Sefcovic

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Aussenminister Ignazio Cassis hat mit EU-Kommissar Maros Sefcovic «die letzten Schritte» der laufenden Verhandlungen besprochen. Die beiden Politiker telefonierten am Samstag miteinander. Das Gespräch sei «wertvoll» gewesen, und sie hätten eine Bilanz der Verhandlungsfortschritte gezogen, schrieb Cassis auf X. Sefcovic schrieb in einem eigenen Post auf der gleichen Plattform von «immensen Anstrengungen unserer Teams» in den Verhandlungen. Sie würden «hart arbeiten», um die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU zu stärken. «Wir bleiben in Kontakt», schloss Cassis.

Zuletzt war in Schweizer Medien zu lesen, dass bis auf den Kohäsionsbeitrag alle Fragen der Verhandlungen geklärt seien. Dieser müsse auf politischer Ebene, sprich: zwischen Cassis und Sefcovic, geklärt werden. Mehrere Quellen bestätigten diese Informationen gegenüber Keystone-SDA.

Die Schweiz und die EU führen seit bald neun Monaten Gespräche, um ihre künftige Beziehungen neu zu definieren. Ein Abschluss der Verhandlungen wird kommende Woche erwartet.

Zuwanderung steuern, aber nicht stoppen

«Die Zuwanderung mobilisiert natürlich sehr emotional, aber die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft braucht diese Zuwanderung», betont Michel. Ein grosser Teil der Mitarbeitenden in Spitälern, auf dem Bau oder im Gastgewerbe kämen heute aus dem Ausland. Wenn diese Leute wegfielen, litte die Schweiz wirtschaftlich, ist der Unternehmer überzeugt.

Unkontrolliert Menschen aus dem Ausland hineinlassen, das dürfen wir nicht.
Autor: Simon Michel Unternehmer und FDP-Nationalrat

Dass sich breite Teile der Bevölkerung Sorgen machen wegen der Zuwanderung, versteht er indes. «Wir haben 20 Jahre lang zu wenig in unsere Infrastruktur investiert, und ich bin absolut auch der Meinung, dass wir die Zuwanderung steuern müssen. Unkontrolliert Menschen aus dem Ausland hineinlassen, das dürfen wir nicht.» Der Weg, den die SVP mit ihrer «Nach­haltig­keits­initiative» vorschlägt, nämlich dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung nicht über 10-Millionen anwächst, sei aber unethisch und nicht umsetzbar.

Michel: Zulassungsgebühr statt Obergrenze

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Statt die Schweizer Bevölkerung, wie von der SVP gefordert, auf 10 Millionen zu beschränken, sieht Michel eine sogenannte Zulassungsgebühr als gangbaren Weg:

Sobald die Bevölkerung die 10-Millionen-Grenze überschreiten würde, müssten Unternehmen mit einer bestimmten Grösse, die Mitarbeiter aus dem Ausland rekrutieren, eine Gebühr von zum Beispiel 10'000 Franken bezahlen.

Stattdessen sei der SVP-Initiative ein «Vorschlag der Vernunft» gegenüber zu stellen. Denn eine Annahme der «Nach­haltigkeits­initiative» würde die Personenfreizügigkeit in Frage stellen und entsprechend die bilateralen Verträge mit der EU obsolet machen.

Samstagsrundschau, 14.12.2024

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