14.4 Millionen Franken Entschädigung hat UBS-Chef Sergio Ermotti für neun Monate Arbeit erhalten – umgerechnet 80'000 Franken pro Tag. «Für mich als Staatsbürger ist diese Zahl kaum nachvollziehbar», sagt Peter V. Kunz. Der Professor für Wirtschaftsrecht an der Uni Bern beschäftigt sich schon lange mit Aktienrecht – und damit auch mit den Boni für Topmanager.
Es ist eine sehr grosszügige Abgeltung für Herrn Ermotti.
Auf der anderen Seite bewegten sich die UBS und Ermotti in der freien Marktwirtschaft, so Kunz: «Löhne und Bonizahlungen sind eine Abmachung zwischen Bank und Angestellten.» Wenn die Bank bereit sei, diesen Betrag zu bezahlen, sei das höchstens dann ein Problem, falls die UBS in einigen Jahren vom Staat gerettet werden muss. «Denn dann war ihr Risikoverhalten vielleicht falsch.»
Auch im internationalen Vergleich hoher Lohn
Klar ist: Für Ermotti hat sich die Rückkehr zur UBS definitiv gelohnt. «Es ist eine sehr grosszügige Abgeltung für Herrn Ermotti», betont der Bankenprofessor. Das sei sogar im Vergleich mit grossen ausländischen Banken der Fall – etwa wenn man Ermottis Lohn mit jenem der Chefs der Deutschen Bank oder grosser französischer Banken vergleiche.
Bei diesem hohen Betrag für Ermotti stellt sich die Frage, ob die Arbeit eines einzelnen Menschen derart viel wert sein kann. Schliesslich ist es nicht allein sein Verdienst, dass die UBS so gut durch das Übernahme-Jahr gekommen ist.
Rund 110'000 Angestellte stehen seit der Fusion mit der CS jeden Tag im Einsatz. «Auch die Angestellten an der Front am Bankschalter sind für den Erfolg mitverantwortlich», betont Kunz. Doch die grossen Boni würden nur die Manager der Bank erhalten.
Die Manager profitieren übermässig vom Guten – und wenn es schlecht läuft, werden sie kaum je bestraft.
Kommt hinzu: Wenn es schiefläuft mit der Bank, werden diese Manager kaum je belangt. «Die Manager profitieren also übermässig vom Guten – und wenn es schlecht läuft, werden sie kaum je bestraft», sagt der Bankenprofessor.
Trotzdem: Das Unternehmen entscheidet selbst, welche Löhne es wem bezahlt. Im Detail bestimmen die Aktionärinnen und Aktionäre, wie hoch die Gesamtsumme der Entschädigung ausfällt, die Zuteilungen an die einzelnen Manager bestimmt der Verwaltungsrat des Unternehmens. Juristisch gesehen sind das also rein private Entscheide der Bank.
Kritik aus der Politik von der FDP
Politisch allerdings sieht es anders aus: So kritisierte FDP-Präsident Thierry Burkart schon kurz nach Bekanntwerden von Ermottis Entschädigung die hohe Summe auf der Plattform X. Solche Boni-Exzesse würden das Vertrauen der Bevölkerung in die Wirtschaft zerstören, schrieb er.
Und weiter: Eigentlich trage ja die Bevölkerung das Geschäftsrisiko, da die UBS als systemrelevant gilt und damit quasi über eine indirekte Staatsgarantie verfüge.
«Als Politiker hat Burkart hier durchaus einen Punkt», sagt Bankenprofessor Kunz. Mit der Rettung der Credit Suisse sei die Schweiz ein Risiko von 260 Milliarden Franken eingegangen. Deshalb befinde sich die UBS derzeit «tatsächlich nicht ganz in einer Situation, in der ganz alles rein privatwirtschaftlich läuft». Faktisch habe die UBS eine Staatsgarantie. Deshalb sollte der Staat «eine gewisse Mitsprache» haben, so Kunz.
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