- Für 7,15 Mrd. Dollar sicherte sich der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé im vergangenen August die Verkaufsrechte von Starbucks-Kaffee.
- Gestern nun hat der Konzern in Vevey die ersten Produkte der neuen Nestlé-Marke lanciert und hofft global auf ein gutes Geschäft.
- Doch die Kaffeerechnung hat einige Unbekannte.
Im letzten Sommer hat sich der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé mit einem Coup die Verkaufsrechte von Starbucks-Kaffee gesichert. Nun hat der Konzern in Vevey (VD) die ersten Produkte der neuen Nestlé-Marke lanciert und hofft auf ein Milliardengeschäft weltweit. Offen ist, ob die Kaffeerechnung aufgeht.
Während der vergangenen Monate haben Vertreter von Nestlé und Starbucks intensiv kooperiert. Es wurden auch Betriebsgeheimnisse rund ums Rösten ausgetauscht, damit die charakteristischen Aromen des US-Kaffees auch künftig erhalten bleiben, wie David Rennie, Getränke-Chef bei Nestlé, erklärt.
Denn die Kaffees, die der amerikanische Röster Starbucks in seinen Lokalen ausschenkt, will der Schweizer Multi im grossen Stil als Kaffeebohnen, Pulver und Kapseln für zuhause verkaufen. Sie sollen zum Beispiel auch für das System der Nestle-Tochter Nespresso passen.
Nestlé hat in erster Linie den US-Markt im Visier
Vor zwei Tagen lief die Produktion der ersten Kapseln in der Schweiz an. Auch die Kapseln mit Starbucks-Kaffee werden allein in der Westschweiz produziert.
Nestle will mit der Marke Starbucks vor allem in deren Heimmarkt USA wachsen. Da konnte der Schweizer Konzern mit Kapselkaffee bisher noch nicht richtig landen.
Gute Chancen malt sich Nestlé-Mann Rennie aber auch im Mittleren Osten oder in China aus, wo der Genuss von Kaffee noch wenig verbreitet ist. Und im europäischen Markt will man ebenfalls reüssieren.
«Genügend Platz für beide»
Allerdings: Der Platzhirsch im europäischen Segment der teuren Kaffees ist Nespresso. Und hier droht der Verlust von Marktanteilen nach Einstieg des neuen Bruders. Das gab Patrik Schwendimann, Marktanalyst der ZKB, schon vor einigen Monaten zu bedenken. «Eine gewisse Konkurrenz kann es natürlich durch diese Starbucks-Kapseln geben. Aber grundsätzlich hat es genügend Platz für beide. Zudem denke ich, lieber diese Starbucks-Kapseln im eigenen Unternehmen halten, anstatt dass man hier von einem Konkurrenten unter Druck kommt.»
David Rennie von Nestlé gibt sich gelassen. Mit Starbucks wolle man ein anderes, ein jüngeres Publikum erreichen.
Kein konkreter Ausblick
Zwei Milliarden Dollar pro Jahr bringt das Kaffeegeschäft von Starbucks derzeit ein. Nestlé will diese Summe in den nächsten Jahren massiv steigern. Konkrete Ziele will in Vevey allerdings niemand formulieren.
Frühestens in einem Jahr wird sich zeigen, ob die teure Rechnung mit dem ausgeweiteten Kaffeeangebot aufgeht.