Trusts sind vor allem im angelsächsischen Raum bekannt. Dort werden mit ihnen grosse Nachlässe verwaltet. Allerdings stehen sie im Verruf, Vehikel für Geldwäscherei zu sein. Die Schweiz akzeptiert im Ausland errichtete Trusts, kennt diese Rechtsform im eigenen Gesetz aber bisher nicht.
Die Vorlage schiesst völlig am Ziel vorbei.
Doch auch in der Schweiz sollen Trusts künftig möglich sein. Der Bundesrat hat eine entsprechende Vorlage in die Vernehmlassung geschickt. Widerstand kommt von überraschender Seite, und zwar vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und von der Bankiervereinigung. Gabriel Bourquin, Steuerspezialist bei der Bankiervereinigung, sagt: «Die Vorlage schiesst völlig am Ziel vorbei.»
Die Bankiervereinigung ist nicht grundsätzlich gegen die Einführung eines Trust. Sie kritisiert aber, wie auch Economiesuisse, wie diese Trusts im vorgeschlagenen Modell besteuert würden.
Bourquin sagt: «Mit der Vorlage hätten wir eine zweifache Besteuerung des Trustkapitals. Das heisst, das Kapital würde einmal besteuert zum Zeitpunkt der Einlage und noch einmal zum Zeitpunkt der Ausschüttung an die Begünstigten.» Damit sei das Schweizer Modell unattraktiv, findet er.
Der Anstoss für einen Schweizer Trust kam vor Jahren aus dem Parlament. Mit der neuen Rechtsform soll eine Lücke geschlossen und der Schweizer Finanzplatz attraktiver werden.
Schlechter Ruf von Trusts
Trusts sind ein Millionengeschäft, haben ausserhalb der Finanzbranche aber oft einen schlechten Ruf. Immer wieder geraten sie im Zusammenhang mit Geldwäscherei oder Steuerhinterzug in die Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr beispielsweise im Zuge der Enthüllungen um die sogenannten Panama-Papers.
«Unnötiges Finanz-Vehikel»
Es ist deshalb nicht überraschend, dass die SP Schweiz einen Schweizer Trust ablehnt und mit Reizwörtern wie Steuerhinterziehung oder Geldwäscherei bekämpft. Ein solches Finanz-Vehikel sei unnötig und berge zu viele Risiken, schreibt die Partei in ihrer Vernehmlassungsantwort.
Der Neuenburger SP-Nationalrat Baptiste Hurni ergänzt, dass es unklar sei, wer wirtschaftlich vom Trust profitiere. Deshalb könnten Steuerhinterzug und Geldwäscherei zu wenig vermieden werden.
Sozialdemokraten, Wirtschaftsdachverband und Bankiervereinigung – sie alle lehnen den vorgeschlagenen Schweizer Trust ab, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen.