Rund 200'000 Jugendliche absolvieren in der Schweiz derzeit eine Berufslehre – und viele von ihnen fühlen sich gestresst: Mehr als die Hälfte der Befragten im Rahmen einer Studie der Gewerkschaft Unia erlebt oft Stress am Arbeitsplatz.
Gleich viele müssen häufig länger als die gesetzlich erlaubten neun Stunden täglich arbeiten. Zudem berichtet ein Drittel von sexistischen Belästigungen, Mobbing oder Rassismus im Lehrbetrieb.
Unia fordert mehr Kontrollen
Deshalb fordert die Unia jetzt von den Lehrbetrieben, die gesetzlichen Vorschriften genauer einzuhalten. Auch sollten die Aufsichtsbehörden sollten mehr Kontrollen in den Betrieben durchführen.
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Darüber hinaus offenbare die Umfrage, dass viele Lernende sich nicht ernst genommen fühlten. «Ihre Stimme soll gehört und ihre Schwierigkeiten dürfen nicht länger ignoriert werden», sagt die Jugendverantwortliche der Gewerkschaft, Félicia Fasel.
Tatsache ist: Jedes vierte Lehrverhältnis wird vorzeitig abgebrochen. Im Idealfall findet sich eine bessere Anschlusslösung.
Sowieso ein schwieriger Lebensabschnitt
Auch in der Berufsschule zeige sich oftmals, dass Lernende überfordert seien, sagt Patricia Biner vom Verband der Berufsschul-Lehrkräfte.
So stelle man etwa einen zunehmenden Gesprächsbedarf fest. «Die Berufslehre fällt in einen Lebensabschnitt, der für die Jugendlichen aufgrund entwicklungspsychologischer Umstellungen sowieso herausfordernd ist.»
Die Pubertät, schwierige Entwicklungs- und Ablösungsprozesse, dazu noch Stress in der Lehre – und trotzdem zeigt die Umfrage auch, dass zwei Drittel der Lernenden grundsätzlich mit ihrer Situation zufrieden sind.
Wirtschaft ist an guter Ausbildung interessiert
Für den Schweizerischen Gewerbeverband – als ein Vertreter der Ausbildungsbetriebe – ist die Umfrage denn auch kein Zeichen für ein generelles Problem. «Die Unternehmen sind sehr darauf bedacht, gute Bedingungen für die Lernenden zu schaffen», betont Dieter Kläy, Leiter Berufsbildung beim Gewerbeverband.
Denn schliesslich seien die Unternehmen an motivierten Lernenden interessiert. Sie sind die Fachkräfte und Kaderleute der Zukunft.