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Stromkonzern im Hoch Alpiq verdient gut mit seinen Wasserkraftwerken

Kehrseite der Medaille: Die Pegelstände der Stauseen in den Alpen sind so tief, wie noch kaum je in dieser Jahreszeit.

Alpiq hat 2024 in seinen Wasserkraftwerken 21 Prozent mehr Strom produziert als im Vorjahr – insgesamt so viel, wie ein Drittel der Haushalte in der Schweiz im vergangenen Jahr verbraucht haben. 

Der grosse Vorteil von Wasserkraftwerken ist, dass sie flexibel eingesetzt werden und genau dann Strom produzieren können, wenn er am dringendsten gebraucht wird – und die höchsten Preise erzielt.

Wichtige Pumpspeicherwerke

Alpiq ist etwa am Pumpspeicher-Kraftwerk Nant de Drance im Wallis beteiligt: «Es kann so viel Energie produzieren wie ein Atomkraftwerk – und innert zwei Minuten kann es Energie in den Markt geben oder daraus absorbieren», sagt Alpiq Chefin Antje Kanngiesser.

Luftaufnahme eines Staudamms mit türkisfarbenem Wasser und Bergen im Hintergrund.
Legende: Das Stausee-System des Pumpspeicher-Kraftwerk Nant de Drance ist eines der leistungsstärksten Kraftwerke seiner Art in der Schweiz. Reuters/Denis Balibouse

Speichertechnologien wie die Pumpspeicherwerke in der Schweiz sind sehr wichtig, weil mit ihnen die Stromnetze stabil gehalten werden können. Alpiq liefert also dann Strom aus Wasserkraftwerken, wenn Sonne und Wind gerade keine Energie zur Verfügung stellen.

Fast 1 Milliarde Franken Reingewinn

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Angesichts der weiteren Normalisierung des europäischen Energiemarkts hat Alpiq 2024 weniger eingenommen und verdient. Der Nettoumsatz der Gruppe sank 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent auf 6.6 Milliarden Franken. Der Reingewinn beträgt unter dem Strich 943 Millionen Franken nach 1.3 Milliarden Franken im Vorjahr, wie Alpiq mitteilte.

Nach dem Grossangriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar 2022 geriet der europäische Energiemarkt aus den Fugen: Gaslieferungen aus Russland fielen aus, Gas wurde teurer und damit der Strom. Hinzu kam, dass zahlreiche französische AKWs wegen Pannen länger ausfielen – und es hatte eine Trockenperiode mit wenig Niederschlägen gegeben. Strom wurde entsprechend teuer, was sich auf die Einnahmen der Stromproduzenten wie Alpiq auswirkte. (sda)

Ein Blick auf die Pegelstände der Schweizer Stauseen zeigt, dass Alpiq und anderen Energiekonzerne insbesondere im letzten Herbst viel Wasserkraft zu Strom gemacht haben. Ausländischer Abnehmer der so produzierten Energie war etwa Deutschland. Das ist ein lukratives Geschäft.

Im Frühling braucht es Stromimporte

Übertrieben habe Alpiq aber nicht, betont Chefin Kanngiesser. Ihr Unternehmen komme da vor allem Nachfragen von Netzbetreibern nach. Trotzdem: «Man ist sehr verantwortungsvoll mit dem Wasser in den Stauseen umgegangen.»

Die Reserve ist unangetastet – auch wenn man nie etwas garantieren kann.
Autor: Antje Kanngiesser Chefin von Alpiq

Allerdings stehen die kritischen Monate für die Schweizer Stromversorgung erst noch bevor. Im Frühling, bevor die Schneeschmelze die Stauseen wieder füllt, ist die Schweiz regelmässig auf Stromimporte angewiesen.

Trotzdem sieht Kanngiesser keinen Grund zur Sorge: «Die Reserve ist unangetastet – auch wenn man nie etwas garantieren kann.»

Alpiq ist nicht der einzige Stromkonzern, der 2024 viel Strom aus Wasser gewonnen hat. Insgesamt haben Turbinen unterhalb von Stauseen und in Flüssen im letzten Jahr laut provisorischen Zahlen des Bundesamtes für Energie so viel Strom produziert wie noch nie, nämlich über 48 Terrawattstunden.  

Damit wurden die Produktionsziele, die der Bund für das Jahr 2035 gesetzt hat, bereits übertroffen.

Weiterer Ausbau nötig – aber wie rasch?

Umweltverbände fordern jetzt deshalb ein gemächlicheres Tempo beim Ausbau von bestehenden oder beim Bau von neuen Wasserkraftwerken. Denn diese bringen immer auch negative Auswirkungen auf die Umwelt mit sich.

Dieser Forderung widerspricht Kanngiesser. Das letzte Jahr sei ausserordentlich gewesen, weil unüblich viel Wasser zur Verfügung gestanden habe.

Es sei wichtig, rasch mehr Speichermöglichkeiten zu schaffen – «um mehr Energie vom Sommer in den Winter zu bringen», so die Alpiq-Chefin. Dazu könnten Staumauern erhöht werden oder das Gornerli-Projekt bei Zermatt verwirklicht werden. Nur so könne die Schweiz ihre Winterstrom-Produktion erhöhen – um weniger von Importen abhängig zu sein.

Ob und wie Umweltverbände beim Gornerli-Projekt sowie 15 weiteren ausgewählten Wasserkraftprojekten künftig mitreden können, wird Thema sein in der bevorstehenden Frühlingssession des Parlaments.

 

Rendez-vous, 26.2.2025, 12:30 Uhr

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