Die Preise steigen weiter, aber weniger stark als die Jahre davor. Das zeigen die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik. 2024 betrug die Jahresteuerung 1.1 Prozent. SRF-Wirtschaftsredaktorin Nora Meuli erläutert, was das bedeutet.
Was heisst das konkret, «die Preise sind um 1.1 Prozent gestiegen»?
Das heisst, dass die Güter 2024 in der Schweiz im Schnitt 1.1 Prozent teurer waren als noch 2023. Um die Teuerung zu messen, hat das Bundesamt für Statistik einen Warenkorb zusammengestellt. Da sind Hunderte Waren und Dienstleistungen drin, die ein Haushalt in der Schweiz typischerweise übers Jahr kauft. Die grössten Posten sind Wohnen und Energie. Das Bundesamt berechnet jeden Monat, wie viel dieser Warenkorb kostet und beschreibt die Preisentwicklung über die Zeit. Diese Preisveränderung ist ein Durchschnittswert, de facto ist jeder Haushalt je nach Konsumverhalten anders von der Teuerung betroffen.
Wieso verändern sich die Preise?
Weil jemand sich entscheidet, andere Preise für sein Produkt zu verlangen. Im Wirtschaftsjargon spricht man oft davon, dass die Preise «steigen», «klettern» oder «purzeln». Preise sind aber keine eigenständigen Subjekte, sie handeln nicht und können entsprechend auch nicht klettern. Menschen setzen Preise, lassen sie also purzeln oder steigen. Dahinter stehen Entscheidungen von Produzenten, Ladenbesitzerinnen und von ganzen Pricing-Abteilungen. Sie müssen berechnen wie viel sie bei welchem Preis verdienen. Grundsätzlich gilt: Bei einem tiefen Preis verkaufen sie mehr Einheiten, bei einem hohen Preis verdienen sie pro Einheit mehr. Es ist also ein Abwägen.
Wieso erhöhen Produzentinnen die Preise?
Wenn die Herstellung mehr kostet, ist es für die Produzentinnen naheliegend, die Preise zu erhöhen. So geben sie die höheren Kosten weiter und verdienen weiterhin gleich viel. Das kann zu einer Kettenreaktion führen, weil dann der Detailhändler, der ihr Produkt verkauft, ebenfalls mehr für das Produkt verlangt, denn sonst ist seine Marge weg. Gerade wenn die Preise vieler Produkte steigen, erwarten das die Kundinnen eher auch für andere Produkte. Eine Produzentin kann die Gelegenheit nutzen, um einen Produktepreis zu erhöhen, auch ohne höhere Herstellungskosten – schlicht um mehr am Produkt zu verdienen.
Wer bezahlt am Schluss die teurere Herstellung?
Das hängt davon ab, welche Möglichkeiten die Konsumentinnen und Konsumenten haben, den höheren Preisen auszuweichen. Wenn Strom teurer wird, kann man zwar versuchen, weniger Strom zu verbrauchen oder mittelfristig ein Solarpanel zu installieren. Kurzfristig ist man aber auf Strom angewiesen und zahlt entsprechend den höheren Preis. Ähnlich sieht es aus bei Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs wie Seife oder WC-Papier. Konsumentinnen können aber versuchen, auf andere Detailhändler oder ins Ausland auszuweichen. Dieses Risiko muss der Detailhändler mitberücksichtigen. Er kann die Kosten teilweise nicht vollständig weitergeben, das drückt auf den Gewinn.
Gehen denn die Preise auch mal runter?
Ja, vor der Pandemie hatten wir über viele Jahre stagnierende und sinkende Preise. Die Schweizerische Nationalbank verfolgt allerdings das Ziel, dass die Preise leicht steigen. Wenn die Preise sinken, greift sie ein (siehe dazu «Das ist der Leitzins – und das kann er bewirken» ). Bei einzelnen Produkten senken Produzenten die Preise, wenn ein akutes Überangebot besteht. Wenn alle Kirschen gleichzeitig reif sind und verkauft werden müssen, kann es zur grossen Rabattschlacht kommen.