Der Pensionskassen-Anlageexperte beim Büro ppcMetrics, Stephan Skaanes, bringt es auf den Punkt: «Solche Schwankungen wie aktuell sind für Pensionskassen das tägliche Brot – sie müssen und sollen solche Schwankungen aushalten.»
Dass die Kassen das sehr gut können, hat vor allem zwei Gründe: Die Pensionskassen sind breit aufgestellt, investieren also nicht nur in Aktien, sondern auch in Obligationen und Immobilien. Zudem sorgen sie vor, mit den sogenannten Wertschwankungsreserven. Diese sind ein Puffer für genau solche Auf und Abs, wie es sie derzeit an den Börsen gibt.
Wenn eine Pensionskasse ein sehr gutes Aktienjahr habe, werde nicht die gesamte Rendite an die Versicherten in Form von Verzinsung ausgeschüttet, sagt Skaanes. «Ein Teil wird in der Pensionskasse zurückbehalten.»
Zum Glück hatten wir sehr gute Anlagejahre in der Vergangenheit.
Im letzten Jahr beispielsweise hätten die Pensionskassen sehr gute Renditen erzielt und ihre Reserven etwas verstärken konnten. «Die durchschnittliche Rendite einer Pensionskasse betrug 2024 etwa acht Prozent, die durchschnittliche Verzinsung des Kapitals der Versicherten war in der Grössenordnung von vier oder fünf Prozent.»
Dadurch hatten die Pensionskassen Ende Jahr mehr Vermögen als Verpflichtungen. «Zum Glück hatten wir sehr gute Anlagejahre in der Vergangenheit», so Skaanes. Deshalb habe der durchschnittliche Deckungsgrad vor den jüngsten Einbrüchen knapp 120 Prozent betragen.
«Mit der aktuellen Marktkorrektur haben die Kassen vielleicht fünf Prozentpunkte verloren – damit sind sie aber immer noch bei etwa 110 Prozent der Verpflichtungen.»
Womöglich bald Negativzinsen
Trotzdem sieht Skaanes dunkle Wolken am Himmel: Wenn nämlich die allgemeine Verunsicherung anhalte, könnten die Zinsen womöglich bald wieder bei Null oder sogar im negativen Bereich zu liegen kommen. «Das wäre für Pensionskassen die grösste Herausforderung», sagt der Pensionskassenexperte.
In der Tat waren die Jahre von 2015 bis 2022, als bereits einmal während längerer Zeit Negativzinsen galten, für die Pensionsassen sehr schwierige Jahre. Sie bekundeten Mühe, die benötigte Rendite hinzubekommen, um das in Pensionskassen Ersparte der Versicherten adäquat zu verzinsen und die Renten zu finanzieren.
Zölle und ein starker Franken – das wäre ein doppelter Genickschlag für viele Schweizer Unternehmen.
Nun könnte es womöglich schon bald wieder in diese Richtung gehen, vermutet Skaanes. Denn auch in der aktuellen Krise werde der Schweizer Franken wieder stark nachgefragt, weil er als sicherer Hafen für Anleger gilt.
SNB könnte zu Zinssenkung gezwungen sein
«Schweizer Unternehmen könnten also sowohl Probleme mit Zöllen als auch mit einem starken Franken bekommen. Das wäre ein doppelter Genickschlag für viele Schweizer Unternehmen», so Skaanes.
Falls es dazu komme, werde die Schweizerische Nationalbank womöglich nicht untätig bleiben und die Zinsen weiter senken – auf null oder sogar in den Minusbereich, glaubt der Pensionskassenexperte.
Fazit: Schwankungen, die ein paar Wochen oder Monate anhalten, können die Pensionskassen problemlos aushalten.
Doch wenn die aktuelle Verunsicherung zu einer veritablen Wirtschaftskrise auswächst, wird es für sie vertrackter – vor allem, wenn die SNB die Zinsen wieder unter null legen würde und das dann für Jahre so bliebe.