Kaum angetreten, konnte er bereits ein Glanzergebnis präsentieren: UBS-Chef Ralph Hamers verkündete 6.6 Milliarden Gewinn im Jahr 2020 – eine Steigerung um satte 50 Prozent. Nicht ganz so glänzend steht es um Hamers berufliche Vergangenheit. Ihm droht eine Anklage wegen Geldwäscherei bei seiner letzten Arbeitgeberin, der niederländischen Grossbank ING. Gegenüber SRF nimmt Hamers erstmals dazu Stellung, und spricht über seinen neuen Job.
SRF News: Seit November sind Sie Chef der UBS. Welche Situation haben Sie hier angetroffen?
Ralph Hamers: Die Bank ist in einem sehr guten Zustand, wenn man sich die Zahlen anschaut. Im vergangenen Jahr ein Gewinn vor Steuern von knapp über 8 Milliarden Franken und auch das letzte Quartal lief gut mit einem Gewinn vor Steuern von über 2 Milliarden, was eine Steigerung von 122 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode ist.
Sie gelten als Digitalisierungs-Profi. Sind Sie zur UBS gekommen, um die Bank in diesem Bereich zu verbessern?
Durch die Pandemie haben wir ganz klar gesehen, dass der Bedarf an weiterer Digitalisierung zugenommen hat. Die UBS steht hier an der Spitze einiger dieser Entwicklungen, aber wir wissen, dass die Kunden mehr wollen und darauf werden wir uns einlassen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, wie wir die Digitalisierung auf kundenfreundliche Weise umsetzen können.
Daten und künstliche Intelligenz sind der Schlüssel zum Geschäftsmodell der UBS.
Wie können wir also das Kundenerlebnis verbessern, wie können wir die Prozesse weiter optimieren und effizienter gestalten? Damit wir unsere Berater dabei unterstützen können, ihre Kunden besser zu beraten, legen wir den Fokus auf Daten und künstliche Intelligenz. Das ist der Schlüssel zum Geschäftsmodell der UBS.
Wir müssen auch ein wenig über die Vergangenheit sprechen. Über den Geldwäscherei-Fall bei ING und ihre Verantwortung. Welche Massnahmen ergreifen Sie, dass dieser Fall die UBS nicht negativ beeinflussen wird.
Was Sie von mir erwarten können, ist, dass ich voll und ganz mit den Ermittlern zusammenarbeiten werde, so wie ich es vor vier Jahren getan habe. Die damalige Untersuchung dauerte zwei Jahre.
Ich habe während meiner Zeit bei ING immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Deshalb habe ich volles Vertrauen in einen guten Ausgang dieses Falles.
Ich war völlig transparent, ING war völlig offen und das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass es absolut keinen Verdacht gegen irgendjemanden gab, der bei ING arbeitete, mich eingeschlossen. Ich habe während meiner Zeit bei ING immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, und deshalb habe ich volles Vertrauen in einen guten Ausgang dieses Falles.
Sollte es dennoch zu einer Anklage kommen, wären Sie dann noch in der Lage, die UBS zu führen?
Nun, ich kenne den Fall sehr gut. Ich bin in dieser Hinsicht sehr gut vorbereitet, da es für mich ein alter Fall ist, sodass ich mich voll und ganz auf meine Rolle als UBS-CEO und auf die Zukunft der Bank konzentrieren kann.
War der Verwaltungsrat über diesen Fall vollständig informiert?
Der Verwaltungsrat unterstützt mich voll und ganz, und das ist das Wichtigste.
Das Gespräch führte Andi Lüscher.