Der starke Dollar dient weltweit als Zahlungsmittel im Handel und als Reservewährung von Notenbanken. Doch nun verliert er an Wert. Es ist ein Zeichen für den Vertrauensverlust in die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump. Seine Idee vom schwächeren Dollar zur Stützung einer «Reindustrialisierung» habe einen Haken, sagt der Ökonom Manuel Oechslin von der Universität Luzern.
SRF News: Was stört Trump an einem starken Dollar?
Manuel Oechslin: Ein ständig wiederholtes Ziel von Trump ist die Stärkung der eigenen Industrie. Sie soll wieder einen grösseren Anteil an der Gesamtwirtschaft haben. Darum auch die neuen Zölle auf Industriegüter, die die Importe verteuern sollen. Trump denkt offenbar, dass auch ein schwächerer Dollar diesem Ziel dient, weil er die Importe verteuert und die amerikanischen Exporte verbilligt.
Funktioniert das so einfach?
Es gibt einen kurzfristigen und einen langfristigen Effekt: So kann kurzfristig ein schwächerer Dollar die Exporte durchaus beleben. Dieser Effekt dürfte aber quantitativ eher gering sein. Denn in der modernen Wirtschaft importieren viele Exporteure auch Vorleistungen aus dem Ausland. Diese würden bei einem schwächeren Dollar teurer, was in den USA die Produktionskosten erhöhen würde.
Langfristig kann mit einer Weichwährung die Industrie nicht gefördert werden, denn Innovation und Produktivität leiden.
Langfristig kann mit einer Weichwährung die Industrie ohnehin nicht gefördert werden. Die Industrie würde zwar anfänglich einen gewissen Schutz geniessen, aber gerade deshalb würde sie langfristig an Innovationskraft und Produktivität verlieren. Das schadet der Konkurrenzfähigkeit. Die Schweiz ist das beste Beispiel dafür, dass man mit einem harten Schweizer Franken erfolgreich exportieren kann. Auch deshalb ist unsere Industrie konkurrenzfähig, weil sie zur ständigen Innovation gezwungen ist.
Welche Folgen hätte eine schwächere Währung für die gesamte US-Wirtschaft?
Hier lohnt sich ein Blick darauf, warum der Dollar bis heute eine relativ starke Währung ist. Es hat damit zu tun, das US-Wertschriften das bevorzugte Wertaufbewahrungsmittel der Welt sind. Viele ausländische Zentralbanken inklusive SNB und private Pensionsfonds halten einen Teil ihres Vermögens in US-Staatsanleihen oder Aktien. Das erlaubte der US-Regierung über Jahrzehnte grosse Defizite, die durch immer neue Staatsanleihen gedeckt wurden, ohne dass die Zinsen stark angestiegen wären.
Schwächt die US-Regierung nun den Dollar, verlieren die US-Wertschriften an Bedeutung, was drastische Folgen für die ganze US-Wirtschaft hätte.
Durch die hohe Nachfrage nach US-Wertschriften konnten auch private Firmen immer viel investieren, ohne dass die Haushalte entsprechend gespart hätten. Schwächt die US-Regierung nun den Dollar, verlieren die US-Wertschriften an Bedeutung, was drastische Folgen für die ganze US-Wirtschaft hätte. Die Zinsen würden steigen und die Regierung müsste plötzlich massiv sparen, die Unternehmen würden weniger investieren.
Woran liegt also das Interesse Trumps an einem schwächeren Dollar?
Die Idee eines schwächeren Dollars ist auch in der US-Administration nicht unumstritten. Vizepräsident J.D. Vance und Trumps Chefökonom Stephen Miran haben Sympathien dafür. Sein Finanzminister Scott Bessent steht in der Tradition des starken Dollars, weil er um die negativen Auswirkungen weiss. Trump denkt vielleicht zurück an die Mitte des letzten Jahrhunderts, als Industriejobs ein gutes Einkommen für Leute mit tiefer Ausbildung boten. Breiter geteilt wird innerhalb der Administration und mit Blick auf die Konkurrenz mit China auch ein geopolitischer Grund, wonach im militärischen Ernstfall eine breite industrielle Basis nötig sei.
Das Gespräch führte Iwan Lieberherr.