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Heisse Tipps der US-Regierung Zollwende: 200 Millionen Dollar Gewinn für Trump persönlich

Die US-Regierung unter Donald Trump hat die Importzölle für die meisten Länder wieder aufgehoben, kurz nachdem sie gestern Mittwoch erst eingeführt worden waren. Mit diesem Hin und Her beeinflusst Trump die Finanzmärkte auf eine Weise, wie es kein Präsident vor ihm getan hat. SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jacquemart ordnet die Aktionen von einem wirtschaftsrechtlichen Standpunkt aus ein.

Charlotte Jacquemart

Wirtschaftsredaktorin

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Charlotte Jacquemart hat an der Universität Zürich Ökonomie studiert und arbeitet seit Juni 2017 als Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Zuvor war sie 13 Jahre lang bei der «NZZ am Sonntag» tätig.

Wie hat US-Präsident Donald Trump die Börse manipuliert?

Er postet auf seinen Social-Media-Kanälen marktrelevante Informationen, und das mitten in den laufenden Handel hinein. Damit bewegt der US-Präsident die Märkte massiv, auch am Mittwoch wieder. Posts in einen laufenden Aktienhandel hinein sind super anfällig für Insiderdeals. Die sind theoretisch verboten. Insiderwissen darf an der Börse nicht verwendet werden.

Was hat er konkret geschrieben?

Am Morgen, vor 10 Uhr Ortszeit, als die US-Börse bereits offen war, hat Trump auf seiner Truth-Social-Plattform die Leute aufgerufen, Aktien zu kaufen. «This is a great time to buy», schrieb er in Grossbuchstaben mit drei Ausrufezeichen. Unterschrieben war dieser Post mit seinen Initialen DJT. Nicht einmal vier Stunden später kündigte Trump in einem zweiten Post an, dass er die meisten Zölle, die gestern Mittwoch in Kraft getreten sind, für 90 Tage aussetzt. Das hat die US-Börsen in die Höhe katapultiert.

Wie stark sind die US-Börsenwerte gestiegen?

Es gab am Mittwoch zum Teil historische Ein-Tages-Gewinne. Die wichtigsten Indizes der US-Börse sind um 8 bis 12 Prozent gestiegen. Und weil man davon ausgehen muss, dass Donald Trump schon bei seinem ersten Post, dem Kaufaufruf, gewusst hat, was er nicht einmal vier Stunden später posten wird, riecht das stark nach Insiderhandel. Alle, die seinen ersten Post gelesen haben, konnten Kasse machen. Deshalb verlangen verschiedene Compliance-Experten und Politiker nun eine Untersuchung, wie Nachrichtenagenturen schreiben.

Wird Trumps Börsenmanipulation untersucht?

Wohl kaum, zumal viele Mitarbeitende der US-Börsenaufsicht SEC entlassen worden sind. In einer normalen Welt würde eine Regierung diesen Sachverhalt sicher untersuchen lassen. Überraschend kommen Trumps Posts aber nicht. Schon während seiner ersten Amtszeit hat er immer mal wieder Tweets mit kursrelevanten Informationen in den laufenden Handel abgesetzt und damals vor allem Kurse von einzelnen Aktien beeinflusst. Firmen dürfen das explizit nicht: Sie müssen alle kursrelevanten Infos jeweils vor oder nach Börsenschluss kommunizieren. Das ist zentral für ein faires Marktgeschehen, weil nur so die Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer sichergestellt werden kann.

Hat Trump selbst auch davon profitiert?

Ja. Er hat seinen ersten Post mit seinen Initialen DJT unterschrieben. Diese drei Buchstaben sind gleichzeitig das Börsenkürzel seiner Plattform Truth Social. Das bedeutet: Viele Anleger haben die Aktie, seine Aktie, wenn man so will, nach diesem ersten Post gekauft und der Kurs von DJT ist um 22 Prozent in die Höhe gestiegen. Trump gehören 53 Prozent an DJT. Das bedeutet für ihn persönlich einen Gewinn von gut 200 Millionen Dollar. Trump hat allerdings derzeit keinen direkten Zugriff auf die Aktien. Nach seiner Wahl übertrug er sämtliche DJT-Aktien in seinem Besitz auf einen Trust, der von seinem Sohn Donald Jr. kontrolliert wird. Nur die Tesla-Aktie hat gestern gleich gut abgeschnitten. Auch in dem Fall aber hat Trumps Handelsminister vor ein paar Tagen in einem TV-Interview gesagt, man solle jetzt Tesla-Aktien kaufen, die würden nie mehr so billig sein. Börsentipps von der US-Regierung sind sicher nicht okay.

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SRF 4 News, 10.4.2025, 9:15 Uhr ; 

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