Beton: Laut einer Erhebung des Baumeisterverbands weiterhin der wichtigste und meistgenutzte Baustoff in der Schweiz. Der künstliche Stein besteht aus Sand und Kies, Wasser und Zement – dem wichtigsten Bestandteil. Der in der Schweiz verwendete Zement wird zum grössten Teil auch hierzulande hergestellt.
Die Zementindustrie gehört weltweit zu den grössten Klimasünderinnen. In der Schweiz ist sie für rund fünf Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich, im Aargau sind es sogar 25 Prozent, also ein Viertel der Emissionen. Im Kanton befinden sich zwei Zementfabriken von Holcim und Jura Cement.
Die Schweizer Zementbranche will nun bis 2050 klimaneutral sein – auch Holcim, einer der weltweit grössten Zementkonzerne. Alle von Holcim produzierten Baustoffe sollen bis dann vollständig rezyklierbar sein. Als Zwischenziel sollen die Emissionen bis 2030 um 20 Prozent sinken. Wie das Unternehmen die Klimaneutralität erreichen will, hat es im Werk im aargauischen Siggenthal bekannt gegeben, wo Holcim jährlich 900'000 Tonnen Zement produziert. Es ist einer von seinen rund 55 Standorten mit Zement-, Beton- oder Kieswerken.
Öko-Zement und Nachhaltigkeit
Klimafreundlicher und nachhaltiger werden wolle Holcim in der Produktion, aber auch in der Logistik, erklärt CEO Simon Kronenberg. Beim Transport sind dies etwa elektrische Fahrzeuge. Auch wolle man mehr erneuerbare Energie produzieren – Solarenergie oder Strom aus Abwärme – und die Biodiversität fördern – Renaturieren von Steinbrüchen. Die Kosten der eigenen Klimaneutralität kann Holcim noch nicht beziffern.
Mithelfen soll dabei der weltweit erste «Öko-Zement». Dieser besteht zu 20 Prozent aus Rückbaumaterial – also aufbereiteten Materialien aus dem Abbruch von Gebäuden. Dieser ressourcenschonendere Zement macht aber erst einen kleinen Teil des Angebots aus, ebenso der Beton mit rezykliertem Gestein. Bei beiden Produkten soll der Anteil bis 2030 auf rund ein Drittel steigen.
Holcim-CEO Kronenberg gibt sich auch optimistisch, dass seine Firma in wenigen Jahren ein Verfahren im Einsatz haben wird, um CO2 abzuscheiden, zu speichern oder zu verwerten. Bereits heute gibt es Recyclingbeton aus «karbonatisierter Gesteinskörnung». Dabei wird gasförmiges Kohlendioxid in Abbruchmaterial geleitet und dieses für die Herstellung von Beton verwendet.
Was nützen diese Massnahmen?
Sind die Ankündigungen von Holcim mehr als bloss Worte? SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg meint dazu: «Es ist bemerkenswert, dass sich Holcim verbindliche, messbare Ziele setzt. Klar ist: Die Problematik des CO2-Ausstosses ist sehr gross und muss angegangen werden.»
Um wie angekündigt 2050 CO2-frei zu sein, müsse Holcim sehr grosse Mengen an CO2 im Ausland im Boden speichern. Diesen Ansatz verfolgen auch die Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen. Das Kohlendioxid soll abgeschnitten und im Untergrund gespeichert werden.
Besser als CO2 aufwändig zu entsorgen sei aber, weniger Emissionen zu produzieren, indem weniger Zement und Beton verbraucht würde, meint Wissenschaftsredaktor von Burg. Beton solle möglichst nur dort eingesetzt werden, wo er unbedingt nötig sei – für Fundamente zum Beispiel. Der Rest des Gebäudes könnte etwa aus Holz erstellt werden. Damit würden CO2-Emissionen durch Beton vermieden und erst noch das im Holz gebundene CO2 verbaut.