Heinz Huber hat Ruhe in die Raiffeisen gebracht und setzt den Fokus wieder vermehrt auf die einzelnen Banken in den ländlichen Regionen. Für seine Aufgabe ist er prädestiniert – kennt er doch das regionale Inlandbanking. Der 60-Jährige ist zufrieden mit seinem Lohn und erklärt, was es in der Schweiz für Wohneigentum braucht.
SRF News: Sie verdienen 1.9 Millionen Franken. Das klingt nicht nach viel, wenn man mit der Konkurrenz vergleicht. Was würden Sie sagen: Was ist ein gerechter Lohn für einen Bankenchef?
Heinz Huber: Als ich angefangen habe, ist es mir darum gegangen, dass wir das sofort kommunizieren. Das war mir wichtig. Bei Raiffeisen gibt es einen Lohndeckel, eine Obergrenze. Auch das haben wir kommuniziert. Ich finde, das ist etwas Gutes – das macht die Bank und die Bankführung berechenbar.
Ich darf sagen, dass ich zufrieden bin. Mich dürstet es nicht nach mehr.
Aber für Sie gibt es schon etwas, das zu viel wäre im Bereich Bonus und Salär?
Das ist eine schwierige, fast schon philosophische Frage. Ich darf sagen, dass ich zufrieden bin. Mich dürstet es nicht nach mehr. Aber am Schluss sind es die Aktionäre und der Verwaltungsrat, die bestimmen.
Was macht der Bonus, generell das Salär, mit der Kultur einer Bank?
Ich habe früher auch bei Unternehmen gearbeitet, wo der Bonus eine wichtige Komponente des Einkommens war. Bei Raiffeisen Schweiz ist es heute so: Wir haben 2021 die individuellen Boni abgeschafft und durch eine Erfolgsbeteiligung ersetzt. Die ist im Verhältnis zum Lohn deutlich kleiner.
Wenn es jetzt bei den Zinssenkungen einen Doppelschritt gäbe, wäre das eine Überraschung. Das würde sich auch beim Hypothekarzins zeigen.
Das ist etwas Gutes: Es gibt einen Zusammenhalt, man verfolgt gemeinsam Ziele. Und der Einzelne muss sich nicht dauernd überlegen, ‹ich muss etwas so und so gut machen, damit ich am Ende des Jahres mehr verdiene›. Ich glaube, das ist eine gute Kultur und ergibt ein Miteinander. Man zieht so am gleichen Strick.
Diese Woche gibt die Schweizerische Nationalbank ihren Zinsentscheid bekannt. Ökonomen gehen von einer Zinssenkung von 0.25 Prozent aus, manche rechnen sogar mit 0.5 Prozent: Würde sich das direkt auf die Hypothekarzinsen auswirken?
Bei den Festhypotheken wäre es nicht so. Vieles haben wir schon eingepreist. Da denke ich nicht, dass da noch eine grosse Bewegung kommt. Bei den sogenannten Saron-Hypotheken, die vom Geldmarkt abhängig sind, wird sich das natürlich sofort auswirken. Aber wenn es jetzt einen Doppelschritt gäbe, wäre das eine Überraschung. Das würde sich auch beim Hypothekarzins zeigen.
Ist ein Zinsschritt von 0.5 Prozent realistisch?
0.5 Prozent wären sicher ein grosser Schritt. Ich sage: Die Nationalbank ist immer für eine Überraschung gut.
Hypotheken sind das wichtigste Standbein der Raiffeisenbank und entsprechend viel Know-How ist vorhanden. Der Immobilienmarkt ist ausgetrocknet. Trotzdem schaffen es immer wieder Leute, die nur ein durchschnittliches Einkommen oder Vermögen haben, Wohneigentum zu erwerben: Wie machen die das?
Entweder sie sparen und haben die notwendigen Eigenmittel. Oder sie bekommen ein Darlehen. Oder sie haben geerbt. Ich glaube, das ist eine sehr grosse Voraussetzung dafür.
Für eine durchschnittliche Schweizer Familie ist es wirklich schwierig geworden, Wohneigentum zu erwerben.
Mit diesen beiden Komponenten und mit einem Einkommen, das es zulässt, dass man die Schuld tragen kann – in dieser Kombination ist das möglich.
Erben ist der Schlüssel zum Glück, sonst wird es schwierig?
Ja, für eine durchschnittliche Schweizer Familie ist es wirklich schwierig geworden, Wohneigentum zu erwerben. Da braucht es Unterstützung. Wenn man die in der Familie hat, ist das sicher ein Vorteil.
Das Gespräch führte Andi Lüscher.