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Weltweit grösster Autosalon In Genf sind die Lichter aus – in Shanghai funkeln die Autos

Der Autosalon in Genf ist für immer geschlossen. Wegen fehlendem Interesse. Wirklich? Shanghai zeigt, wie es geht.

Shanghai trumpft auf:  Fast eine Million Menschen besuchen in diesen Tagen den Automobilsalon in Shanghai. Es ist der grösste Branchenanlass der Welt, nachdem Genf geschlossen wurde. Die Menschen stehen Schlange. Längst geht es nicht mehr nur um Autos und neue Modelle, sondern um die Mobilität generell. Elektrofahrzeuge, neue Technik, Ladestationen, Batterietechnik, selbstfahrende Autos, Robotertaxi und Flugautos. Rund 1000 Unternehmen sind an der Messe präsent mit mehr als 100 Weltpremieren.  

Das Versagen der Schweiz und von Europa: In Deutschland findet die Automesse IAA Mobilitiy nur noch alle zwei Jahre statt. Der Automobilsalon in Genf wiederum wurde vor einem Jahr definitiv geschlossen. Europa hat es verpasst, über die Landesgrenzen hinweg die Kräfte zu bündeln und die europäischen Hersteller zu vereinen. Der Automobilsalon in Genf wurde früher von über 700'000 Menschen besucht, mit 10'000 Journalistinnen und Journalisten, der Anlass brachte Genf und der Region Einnahmen von 200 Millionen Franken.

Was macht China anders: China hat es geschafft, die Kräfte zu bündeln. Der Standort der Ausstellung wechselt jährlich, einmal in Shanghai, danach in Peking. Es gibt keine Standortrivalität. Veranstalter der Messe ist unter anderen die Handelskammer (Shanghai Council for the Promotion of International Trade). Dies ist eine halbstaatliche Organisation, welche die Entwicklung der lokalen Wirtschaft fördert. Zu den weiteren Organisatoren gehören der chinesische Autoverband sowie die Messe München GmbH. Im Gegensatz zu Genf und Europa ist es gelungen, eine Organisation aufzubauen, die breite Massen mobilisieren kann.

Grauer Sportwagen
Legende: Xiaomi, einer der grössten Hersteller von Smartphones, ist ins Autogeschäft eingestiegen und präsentiert in Shanghai einen Sportwagen. AP / Ng Han Guan

Eine Weltpremiere jagt die nächste: Am Autosalon in Shanghai trumpfen vor allem die chinesischen Hersteller mit den neuesten Entwicklungen der Branche auf. Futuristische Limousinen, Geländewagen, Sportwagen, Elektrofahrzeuge und ja: auch kleine Modelle für bescheidene Budgets. Eine starke Präsenz haben auch die deutschen Hersteller. Nachdem die deutschen Automobilhersteller Genf die kalte Schulter gezeigt hatten, ist das Interesse am Auftritt an Messen erwacht. Nach den drohenden Zöllen in den USA ist China für die deutschen Anbieter noch wichtiger geworden.

Elektrofahrzeuge auf der Überholspur: Die Automobilbranche steckt derzeit im grössten Wandel der Geschichte. In China setzen die Hersteller vermehrt auf Elektrofahrzeuge mit Schnellladeverfahren. Die Autobatterien können innerhalb von fünf Minuten für eine Reichweite von 400 Kilometern vollständig geladen werden. Fast gleich schnell wie das Auftanken eines Benziners.

Fluggeräte sind omnipräsent: China hat ein Förderprogramm für eine «low-altitude-economy» lanciert. Es geht um Transportmittel wie Drohnen und wirtschaftliche Aktivitäten im Luftraum von bis zu 1000 Metern über Boden. Der Staat und chinesischen Firmen investieren Milliarden und verzeichnen 70 Prozent der weltweiten Patente. Die Regierung hat eine zusätzliche Behörde für die Regulierung geschaffen. Das Resultat ist an der Autoshow in Shanghai sichtbar. An mehreren Ständen gibt es futuristische Flugobjekte – eine Mischung von Auto und Helikopter. China triumphiert nicht nur mit der Technik, sondern hat auch im Marketing die europäische und amerikanische Konkurrenz mit seiner Autoshow in Shanghai überholt.

SRF 4 News, 25.4.2025, 16:09 Uhr;liea

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