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Wirtschaft «Der Negativzins dämpft die Immobilienblase»

Die Nationalbank hält an ihrem geldpolitischen Kurs mit Negativzinsen und Deviseninterventionen fest. Wie sie sich auf den «Grexit» vorbereitet, ob Blasen am Immobilien- und Aktienmarkt drohen und was die tiefen US-Leitzinsen bedeuten, schätzt SRF-Wirtschaftsredaktorin Marianne Fassbind ein.

SRF News: Die Nationalbank hält an ihrem geldpolitischen Kurs fest und setzt zur Schwächung des Frankens weiterhin auf Negativzinsen. Sieht die SNB keinen Bedarf einer Richtungsänderung angesichts einer drohenden Rezession?

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Marianne Fassbind: Dass die Nationalbank in Bezug auf die Negativzinsen keine andere Entscheidung trifft, wurde von allen erwartet. Der SNB sind die Hände gebunden. Würde sie die Negativzinsen weiter erhöhen, wäre der volkswirtschaftliche Schaden gross. Die Pensionskassen leiden jetzt bereits unter den Negativzinsen und die Gefahr bestünde, dass die Banken die Negativzinsen auf die Spareinlagen abwälzen. Würde die SNB weiter in grossem Stil Euro kaufen, um den Franken zu schwächen, bestünde die Gefahr künftiger Devisenverluste.

Inwiefern würde ein allfälliger Staatsbankrott oder gar ein «Grexit» – der Austritt Griechenlands aus der Eurozone – die Schweiz treffen?

Die Gefahr besteht, dass sich der Schweizer Franken weiter aufwertet. Die SNB sagt natürlich nicht, was sie genau vorhat. Sie sagt lediglich, dass sie weiter Deviseninterventionen tätigen könnte. Dass die SNB wieder einen Mindestkurs einführt oder die Zinsen noch weiter drückt, ist eine Möglichkeit. Ich denke jedoch nicht, dass dies der Fall sein wird. Damit wäre das Problem zwar kurzfristig, aber nicht langfristig gelöst.

Besteht die Gefahr einer Immobilienblase?

Der Negativzins hat diesbezüglich eine positive, dämpfende Wirkung. Man konnte in den letzten Monaten beobachten, dass die Hypothekarzinsen gestiegen sind. Dies, weil die Banken wegen den Negativzinsen mehr Eigenkapital hinterlegen müssen. Um die Marge beibehalten zu können, verlangen sie mehr für die Hypotheken.

Die US-Notenbank hat am Mittwoch entschieden, den Leitzins auf dem Rekordtief von 0 bis 0.25 Prozent zu belassen. Was bedeutet das für die Schweiz?

Für den Schweizer Franken ist das schlecht, weil der Zinsunterschied zwischen Franken und Dollar klein bleibt. Je höher der ist, desto eher investieren die Anleger in den Dollar. Das wiederum würde den Druck auf den Franken verringern. Die SNB kann also erst, wenn die USA die Zinsen erhöht, auf ein anderes Instrumentarium als den Negativzins zurückgreifen.

Besteht wegen des tiefen weltweiten Zinsniveaus die Gefahr einer Blase auf den Aktienmärkten?

Diese Gefahr besteht ganz klar. Die Anleger haben kaum Alternativen, als ihr Geld in Aktien anzulegen.

Das Gespräch führte Rahel Landolt

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