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Wirtschaft Frauenkartei soll Schwung in Verwaltungsräte bringen

Neun Männer und eine Frau – so präsentiert sich auch heute noch der durchschnittliche Schweizer Verwaltungsrat. Das soll sich nach dem erklärten Willen von Politik und Wirtschaft ändern. Dass Potenzial vorhanden ist, unterstreicht jetzt der Arbeitgeberverband mit einer Liste mit 400 Kandidatinnen.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband will dazu beitragen, dass mehr Frauen in die Verwaltungsräte von Unternehmen gewählt werden. Er hat deshalb eine Liste 400 geeigneten Frauen veröffentlicht. Die Hälfte davon sitzt bereits in Verwaltungsräten von grösseren Unternehmen.

Der Verband verweist auf eine Studie vom Oktober 2013, wonach 84 Prozent der befragten Firmen den Frauenanteil in ihren Verwaltungsräten erhöhen wollen. Seit 2010 stieg der Frauenanteil in Schweizer Verwaltungsräten um 50 Prozent. Experten erwarten, dass bis 2020 die Gremien zu rund einem Drittel weiblich besetzt sein werden. Die Liste soll dazu beitragen.

Das Angebot ist vorhanden

«Noch immer sind viele Verwaltungsratspräsidenten der Ansicht, es gebe zu wenig kompetente Frauen für dieses Gremium», sagt Martin Hilb, emeritierter Professor für Personalmanagement an der Universität St. Gallen im Interview mit SRF News. Hilb hat neben namhaften Personalvermittlern am Register mitgearbeitet.

Martin Hilb.
Legende: Hilb: «Man muss Frauen oft überzeugen, dass sie gleich fähig sind. Sie sind bescheidener.» Keystone/Archiv

Bereits vor zehn Jahren hatte Hilb begonnen, Verwaltungsrätinnen auszubilden und im so genannten «Female Board Pool» zu vernetzen. Das vorliegende Register liefere nun den Beweis, dass es kein Angebotsproblem mehr gebe, betont Hilb. Allerdings kenne man die Frauen nicht, da nach wie vor geschätzte 90 Prozent der Verwaltungsratspositionen über männlich dominierte Netzwerke besetzt würden und so wiederum Männer als erstes in Frage kämen.

Nach den Worten des Experten wird aber vermehrt erkannt, dass Diversität in einem Gremium wertvoll ist. Und er warnt zugleich: «Wichtig ist eben, die Besonderheit der Andersartigkeit zu kennen und zu schätzen. Also die eigenen Stärken und Schwächen kennen und gezielt dort jemanden suchen, wo man selber schwach ist. Wenn man das weiss, geht Diversität gut, ansonsten kann es Probleme geben.»

Audio
Martin Hilb im Interview
aus SRF 4 News aktuell vom 21.04.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 23 Sekunden.

Laut Hilb sind viele Gremien und auch Präsidenten zum Teil noch überfordert mit dem unterschiedlichen Stil von Frau und Mann. Er rät deshalb mittelgrossen oder grösseren Unternehmen zu einer mindestens dreiköpfigen Frauenvertretung im Verwaltungsrat: «Denn dann ist die Frau kein Thema mehr, es zählt nur noch die Kompetenz.

Frauenquoten im neuen Aktienrecht umstritten

Der Bundesrat will mit einer Aktienrechtsrevision eine Geschlechterquote von 30 Prozent bei börsenkotierten Gesellschaften einführen. Dabei sollen weder Frauen noch Männer mit weniger als 30 Prozent in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten vertreten sein.

In der Vernehmlassung war die Idee umstritten. Wirtschaftsverbände sowie die SVP und die FDP lehnen eine Frauenquote ab. Die CVP will die Bemühungen der Unternehmen für eine Selbstregulierung abwarten. Die SP ist für die Zielquoten für beide Geschlechter.

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