Der scheidende Novartis-Verwaltungsratspräsident sah sich nicht nur Proteststürmen aus Politik und Wirtschaft ausgesetzt, auch eine Klage stand im Raum. Nun verzichtet er auf die 72 Millionen Franken, die er als Entschädigung erhalten hätte.
Die Millionen hätte er erhalten, wenn er sich sechs Jahre lang an ein Konkurrenzverbot und weitere Auflagen gehalten hätte. Der Betrag wurde am Freitagabend publik. Daniel Vasella selbst hatte ihn im Interview mit der «Tagesschau» von SRF bestätigt, worauf ein Sturm der Entrüstung losbrach.
Knapp zwei Wochen vor der Abstimmung zur Abzocker-Initiative floss diese Ankündigung wie Öl in loderndes Feuer. Befürworter sahen sich in ihren Anliegen bestätigt. Selbst Gegner befürchteten, ein Ja sei nun nicht mehr zu verhindern. Vasella hätte demnach seinen eigenen Reihen einen Bärendienst erwiesen.
Die Protestreaktionen waren denn auch ausschlaggebend für den Verzicht. «Ich habe verstanden, dass in der Schweiz viele den Betrag für die Einhaltung des Konkurrenzverbotes als unverhältnismässig hoch empfinden, trotz der Tatsache, dass ich meine Absicht bekannt gab, den Nettobetrag für wohltätige Aktivitäten zur Verfügung zu stellen», schreibt Vasella.
Novartis will mehr Transparenz
Vasella schreibt weiter: Deshalb habe er dem Verwaltungsrat empfohlen, dass er auf jegliche Zahlung in Zusammenhang mit der Konkurrenzverbotsabrede verzichtet.
Und der Vize-Verwaltungspräsident Ulrich Lehner sagte, der Verwaltungsrat und Daniel Vasella seien übereingekommen, «die Konkurrenzverbotsvereinbarung und die gesamte damit verbundene Entschädigung aufzuheben.»
Lehner wird nach der Generalversammlung vom kommenden Freitag als vorübergehender Verwaltungsratspräsident amten, bis der designierte Verwaltungsratspräsident gewählt und am 1. August 2013 sein Amt antreten wird.
Lehren gezogen
«Wir glauben nach wie vor an den Wert eines Konkurrenzverbots», so Lehner weiter. «Dennoch glauben wir, dass die Entscheidung, die Vereinbarung und die damit verbundene Entschädigung aufzuheben, den Bedenken der Aktionäre und weiterer Anspruchsgruppen Rechnung trägt.»
Offenbar zieht Novartis auf dem Fall Lehren. Der Verwaltungsrat sei sich der Bedeutung vollständiger Transparenz bewusst und werde seine diesbezüglichen Anstrengungen verstärken, heisst es in der Mitteilung weiter.