Die Swisscom hat bei der Live-Übertragung von Schweizer Fussball- und Eishockeyspielen im Pay-TV ihre marktbeherrschende Stellung bissbraucht. Zu diesem Schluss kommt die Wettbewerbskommission Weko. Sie büsst die Swisscom deshalb mit 71,8 Millionen Franken.
Die Swisscom hält über ihre Tochtergesellschaften Cinetrade und Teleclub die Rechte für die Übertragung der Schweizer Fussball- und Eishockeymeisterschaft. Sie habe einigen Konkurrenten jegliches Angebot für die Ausstrahlung von Live-Sport verweigert, schreibt die Weko. Anderen Konkurrenten wie beispielsweise Cablecom habe Swisscom nur Zugang zu einem reduzierten Sportangebot gewährt. Damit habe die Swisscom ihre Marktbeherrschung in mehrfacher Hinsicht missbraucht.
Diskriminierungen der anderen Kunden
Man habe nichts dagegen, dass die Swisscom einen Preis verlange. Aber sie darf nicht diskriminieren, sagt Rafael Corazza, Direktor der Weko. So habe die Swisscom Kunden, die das Teleklub-Angebot nutzen wollten, genötigt, zugleich noch ein anderes Paket kaufen zu müssen. Ein Kunde, der bei Swisscom eingekauft habe hingegen nicht.
Swisscom akzeptiert Millionen-Busse nicht
Die Swisscom zeigt sich dagegen überzeugt, sich beim Vermarkten von Sportinhalten rechtmässig zu verhalten und bezeichnet die von der Weko verhängte Sanktion als «ungerechtfertigt». Die Rechte seien in einem offenen Verfahren erworben worden und die hohen Investitionen würden die Verbreitung eines erweiterten Sportangebots über die eigene TV-Plattform rechtfertigen, heisst es. Die Verfügung der Weko werde nun detailliert geprüft und der Entscheid an das Bundesverwaltungsgericht und falls nötig an das Bundesgericht weitergezogen.
Konkurrenz erfreut
Die Weko habe die Untersuchung in diesem Fall im April 2013 aufgenommen und im Juli 2015 habe das Sekretariat noch beantragt, eine Busse von 143 Millionen Franken auszusprechen, so die Swisscom. Auch in Anbetracht dieser Umstände erachte Swisscom die Chancen im Rechtsmittelverfahren für intakt und nehme daher vorerst keine Rückstellungen vor.
Begrüsst wird die Busse der Weko dagegen von Konkurrentin UPC Cablecom. Die Weko habe die von UPC Cablecom stets vertretene Ansicht bestätigt, wonach Swisscom «seit Jahren eine illegale Verbreitungspraxis von Sportprogrammen anwendet». Auch Suissedigital, der Wirtschaftsverband der Schweizer Kommunikationsnetze, begrüsste den Entscheid in einer Medienmitteilung.
Weko-Chef Corazza wünscht sich für die Zukunft, dass die Konkurrenten die Fernsehrechte direkt ersteigern würden. «Wir hoffen, dass mit der nächsten Ausschreibung nicht wieder eine marktbeherrschende Stellung entsteht, sondern dass mehrere Anbieter sich Pakete ersteigern. Wir haben das aber selber nicht in der Hand.»