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Baubranchen-Streit: Weiterhin keine Einigung in Sicht
Aus Echo der Zeit vom 14.11.2022. Bild: KEYSTONE/Michael Buholzer
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Wütende Bauarbeiter Einigung nicht absehbar: Weiterhin Knatsch auf dem Bau

Seit Monaten verhandeln die Baumeister und die Gewerkschaften über einen neuen Landesmantelvertrag.

Ingo Schulz arbeitet gerne auf dem Bau, aber: «In den letzten Jahren hat der Zeitdruck enorm zugenommen», sagt der hagere Mann mit dem wettergegerbten Gesicht. Er stapelt noch ein paar letzte Pflastersteine, dann ist Feierabend.

Im Moment arbeitet er an einem «Carport», wie er das nennt, einem Autounterstand eines Einfamilienhauses in Aarberg. Früher wären sie zu viert auf dieser Baustelle gewesen, heute sollten sie die gleiche Arbeit in derselben Zeit zu zweit erledigen.

Bauarbeiter.
Legende: Ingo Schulz bei der Arbeit. SRF/Nora Meuli

Der Maschinist und Handlanger mag die Arbeit auf dem Bau. «Meine Mädchen-für-Alles-Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich und ich arbeite gerne draussen.» Seit 17 Jahren arbeitet er auf Schweizer Baustellen, seit 14 für denselben Arbeitgeber. Eigentlich sei er ganz zufrieden, aber die Arbeitsbelastung sei enorm, sagt er.

Noch mehr arbeiten im Sommer ist körperlich nicht möglich. Das hält keiner durch.
Autor: Ingo Schulz Bauarbeiter

«Es ist schwieriger geworden, gute Leute zu finden, und das hängt direkt mit den langen Arbeitstagen zusammen», sagt Schulz. «In den Sommermonaten wird besonders viel gearbeitet, 10- oder 11-Stundentage sind die Regel.» Das schrecke viele junge Leute ab, auf die man dringend angewiesen sei.

Bauarbeiter gehen auf die Strasse

Wenig förderlich seien auch die Diskussionen rund um die Verhandlungen um einen neuen Landesmantelvertrag. Kurzfristige Planung, kürzere Kündigungsfristen, tiefere Löhne für ältere Bauarbeiter, sowie längere Arbeitstage im Sommer würden bei den Bauarbeitern nicht gut ankommen: «Noch mehr arbeiten im Sommer ist körperlich nicht möglich. Das hält niemand durch.»

Gegen diese Forderungen mobilisieren die Gewerkschaften. In den vergangenen Wochen haben tausende Bauarbeiter protestiert, zuletzt am Freitag in Zürich. Unter ihnen ein 34-jähriger Vorarbeiter, der nicht mit Namen genannt werden möchte: «Wir protestieren für unsere Zukunft, für einen Landesmantelvertrag und damit eine geregelte Arbeitszeit.» Zudem möchten sie ein bisschen mehr Freizeit und Zeit mit der Familie.

Menschen demonstrieren.
Legende: Unzählige Bauarbeiter gehen auf die Strasse, um für einen Landesmantelvertrag zu demonstrieren. Manu Friederich

Geplant werden heute maximal 9-Stundentage. Und bereits das gibt im Sommer sehr lange Tage: «Ich stehe um 5:30 auf, gehe um 6:00 aus dem Haus und bin erst 13 Stunden später wieder zurück.» Mehr liege nicht drin, findet der Vorarbeiter. Für ihn wäre das ein Grund, die Branche zu wechseln, denn er ist verheiratet und möchte gerne bald Kinder und auch Zeit mit diesen verbringen. Familie sei für ihn das wichtigste.

Offene Verhandlungsrunde

Familien seien ebenso auf Planung angewiesen wie die Baumeister, findet er und die Gewerkschaften. Weiter fordern sie kürzere statt längere Arbeitstage, mehr Lohn und eine volle Entschädigung der Reisezeit. Und das lautstark.

Das fordern die Baumeister

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  • Neu sollen die Bauarbeiter zwischen 30 bis 48 Stunden pro Woche arbeiten. Bisher gilt, dass die Baumeister ihre Beschäftigten zwischen 37.5 Stunden und 45 Stunden pro Wochen einplanen müssen. Zu diesen geplanten Stunden dazu kommt schon heute die Überzeit. Bis zu 25 Stunden pro Monat und 100 Stunden pro Jahr sind erlaubt, aber die kostet 25 Prozent mehr.
  • Nicht in die Arbeitszeit miteingerechnet ist die Fahrt von der Sammelstelle zur Baustelle und zurück. Zudem ist die erste halbe Stunde auch nicht entschädigt. Der Baumeisterverband möchte, dass zur Arbeitszeit 10 Stunden Reisezeit pro Woche möglich sein sollen. Insgesamt also 58 Stunden geplante Arbeitszeit.
  • Aktuell gilt, dass die Einsatzpläne ein Jahr im Voraus erstellt werden müssen. Der Baumeisterverband möchte, dass die Arbeitspläne neu nur noch einen Monat im Voraus erstellt werden.
  • «Das heisst aber nicht, dass man lange Arbeitstage institutionalisiert», erklärt Gian-Luca Lardi, Präsident des Schweizerischen Baumeisterverbands. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei wichtig. «Es geht nur darum, besser auf ausserordentliche Umstände reagieren zu können.»

Der Katalog der Forderungen ist lang und die Positionen der Gewerkschaften und der Baumeister in einigen Punkten weit auseinander. Ob sich die beiden Seiten in dieser siebten Verhandlungsrunde einigen können, ist völlig offen.

Echo der Zeit, 14.11.2022, 18:00 Uhr

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