Früher ging das so bei Edouard Meylan: Wenn eine Uhr aus seiner Fabrikation in Neuhausen am Rheinfall nach China exportiert wurde, verlangten die Chinesen auf dem ohnehin hohen Stückpreis (im Schnitt 45'000 Franken) bis zu elf Prozent Importzoll. Das machte die Uhr für chinesische Käuferinnen noch teurer.
Heute sind es noch etwas mehr als vier Prozent Zoll. Und das macht das China-Geschäft für den Chef von H. Moser & Cie. attraktiver. Attraktiver als wenn es kein Freihandelsabkommen gäbe.
Natürlich wären wir dort. Aber wir würden vermutlich kein Geld verdienen und viel weniger investieren.
Keine Branche profitiert mehr vom Abkommen als die Uhrenindustrie. So steht es in einer Studie der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit einer Pekinger Hochschule. Aber auch die Tech-Industrie ist voll des Lobes.
Natürlich wisse man nicht, wie sich das China-Geschäft ohne Abkommen entwickelt hätte, sagt Swissmem-Präsident Martin Hirzel. Aber: «China ist unser drittwichtigster Exportmarkt. Sieben Prozent der Exporte gehen nach China. Das ist eine Vervierfachung innert 20 Jahren.»
Türen gehen schneller auf, wir haben kürzere Wege.
Es geht nicht nur um Zahlen, wie Peter Fischer sagt, der Präsident des Industriezulieferers Fischer Reinach. Dank des Abkommens sei der Zugang zu wichtigen Stellen einfacher. «Türen gehen schneller auf, wir haben kürzere Wege». Letztlich trage erfolgreicher Export dazu bei, Arbeitsplätze in der Schweiz zu halten.
Am 1. Juli vor zehn Jahren trat das Abkommen in Kraft, die Schweiz hatte neben Island als einziges europäisches Land ein solches abschliessen können.
China-Exporte wachsen schneller
Zu den hohen Erwartungen gesellte sich bald Ernüchterung. Bei KMU etwa, die hofften, dass auch die Zulassungsbedingungen einfacher würden. Nach zwei Jahren stellte die Schweizerisch-Chinesische Handelskammer fest, dass 90 Prozent der Firmen keinen positiven Effekt spürten. Und der Bauernverband fragte: «Wann kommt der Erfolg?»
Und doch stiegen die Exporte aus der Schweiz nach China deutlich schneller als in die übrige Welt, verdoppelten sich innert zehn Jahren. Gemäss der St. Galler Studie sparen Schweizer Exporteure heute pro Jahr 220 Millionen Dollar Zollgebühren – dreimal mehr als noch vor sechs Jahren.
Aber: Längst nicht alle Zollabgaben, die vermieden werden könnten, werden vermieden. Unter anderem wegen komplexer Formulare. In Zahlen: 200 Millionen Dollar ungenutztes Potenzial.
Einige Firmen warten noch auf tiefere Zölle
Das ist nicht im Sinne der Industrie. Sie ist ohnehin froh, dass das Abkommen bald weiterentwickelt wird. Laut Swissmem-Vizepräsidentin Eva Jaisli sind fünf Prozent der Mitglieder noch nicht vom Zolltarif befreit. «Das müssen wir in einem nächsten Abkommen berücksichtigen.»
Edouard Meylan von H. Moser & Cie. stört noch etwas: dass Uhren je nach Beschaffenheit sehr unterschiedlich besteuert werden. Das bringe viel Komplexität in die Administration. «Wenn wir das reduzieren, würde uns das extrem helfen.»
Die Handelsmauern um China, sie sind noch nicht gänzlich abgebaut.