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Glencore will Kohlegeschäft abstossen
Aus Rendez-vous vom 09.06.2023. Bild: Reuters/Arnd Wiegmann
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Zuger Rohstoffgigant Glencore-CEO macht Spagat zwischen Energiewende und Kohle

Das Kohlegeschäft spült Milliarden in die Glencore-Kasse. Und trotzdem will der Konzern bis 2050 klimaneutral werden.

Gary Nagle ist charmant, umgänglich. Auf der Bühne des Swiss Economic Forum (SEF) will der Chef des Rohstoffkonzerns Glencore vor allem eine Botschaft vermitteln: Für den Energiewandel braucht es Rohstoffe – Kupfer, Nickel, Kobalt. Und das ist das Geschäft von Glencore.

«Die Hälfte aller Smartphones im Saal enthalten Kobalt von Glencore», gibt sich der CEO vor einer Vielzahl Schweizer Unternehmerinnen und Unternehmer überzeugt. Dabei schwingt mit: Gary Nagle wünscht sich, dass die Bedeutung seines Konzerns in der Schweiz stärker wahrgenommen wird.

Wie ist das SEF entstanden?

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Seinen Ursprung hat das Swiss Economic Forum (SEF) in Thun. Die Stadt erlebte Ende der 1980er-Jahre und in den 1990er-Jahren zahlreiche Rückschläge: der Konkurs der Spar+Leihkasse Thun, das Ende der Industriefirma Selve oder die Redimensionierung des Waffenplatzes Thun. Um die Wirtschaft und den Standort zu fördern, fand 1993 zum ersten Mal das Forum der Jungen Wirtschaft Thun statt. Die Veranstaltung hatte schon damals im Grundsatz das Ziel, den Austausch zum Unternehmertum zu fördern und Jungunternehmerinnen und -unternehmer zu vernetzen.

1998 entschieden sich die Organisatoren, das Format weiterzuentwickeln und führten im Jahr darauf das erste Swiss Economic Forum durch – zunächst weiterhin in Thun. Über die Jahre ist die Veranstaltung weiter gewachsen und lockte immer bekanntere Gesichter auf die Bühne. 2010 folgte der Umzug des SEF von Thun nach Interlaken in das damals neu erstellte Kongresszentrum. Ausnahme: Während der Pandemie fand der Anlass einmalig in Montreux statt (2020). Seit 2016 gehört der Anlass der NZZ.

Überzeugt ist Nagle auch von seinem Kohlegeschäft. Ohne Kohle gehe es derzeit nicht – trotz des schlechten Images.

Kohle von Glencore ermöglicht Wachstum und künftige Dekarbonisierung von Schwellenländern.
Autor: Gary Nagle CEO von Glencore

Europa werde zwar künftig wohl weniger von Kohle und anderen fossilen Energieträgern abhängig sein, umso mehr aber Schwellenländer. «Kohle von Glencore ermöglicht Wachstum und künftige Dekarbonisierung von Schwellenländern», sage Nagle. Das mag nach Rechtfertigung klingen, aber die jüngste Geschichte rund um die Energieknappheit der letzten Monate und Jahre gibt ihm recht.

Mann.
Legende: Seit 2021 ist der südafrikanische Geschäftsmann Gary Nagle Chef von Glencore. Er folgte auf Ivan Glasenberg. Twitter/Glencore

Europa und die Welt kauften in jüngster Zeit zu Höchstpreisen Kohle ein. Und das sorgte für Milliardengewinne beim Zuger Konzern – und fürstliche Dividenden für die Aktionärinnen und Aktionäre.

Glencore will Kohlegeschäft abstossen – eigentlich

Die Klimastrategie von Glencore sieht allerdings vor, dass sich der Konzern mittelfristig vom Kohlegeschäft trennen will. Das bestätigt Gary Nagle auch am SEF.

Denn: Einerseits dürfte der Rohstoffgigant nur so die gesteckten Klimaziele erreichen können. Und andererseits haben grosse Anleger Probleme, bei Glencore zu investieren. Das Kohlegeschäft ist nämlich oft nicht mit ihren Umweltauflagen vereinbar.

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Archiv: Schweizer Firmen mischen im Kohlehandel kräftig mit
Aus Tagesschau vom 06.11.2022.
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Dieses Dilemma möchte Gary Nagle mit dem kanadischen Konkurrenten Teck lösen. Die Idee: Die beiden Unternehmen, die jeweils sowohl im Kohle-, als auch im Metallgeschäft tätig sind, wollen fusionieren und dann das Kohlegeschäft abspalten.

So wäre die fusionierte Glen-Teck eine Grossmacht im Metallgeschäft und nicht von der schlechten CO₂-Bilanz des Kohlegeschäfts abhängig. Aber die Teck-Spitze wehrt sich gegen die Fusion. Glencore versucht sie derweil mit Milliarden-Geschenken umzustimmen.

Ich bin vor allem den Aktionärinnen und Aktionären verpflichtet.
Autor: Gary Nagle CEO von Glencore

Sollte die Fusion nicht klappen, bleibe die Kohlesparte weiterhin bei Glencore. «Ich bin vor allem den Aktionärinnen und Aktionären verpflichtet», sagt Gary Nagle. Wenn diese die Kohle weiterhin bei Glencore wollten, bleibe sie Teil des Konzerns.

Schild.
Legende: Glencore hat seinen Geschäftssitz in Baar (ZG) und ist eines der weltweit führenden Unternehmen in der Rohstoffbranche. Keystone/Urs Flüeler

Wohin die Reise des Zuger Rohstoffgiganten geht, bleibt also offen. Glencore hätte die Rohstoffe, die es für die Energiewende brauche. Das hätten auch Industrie-Schwergewichte wie Autokonzerne gemerkt, so Nagle.

Der Glencore-Chef zeigt am SEF: Er will den Konzern umbauen, klimaneutral und ethisch korrekt machen. Unter dem Strich aber muss sich seine Arbeit vor allem auch rechnen – und Geld einbringen.

Rendez-vous, 09.06.2023, 12:30 Uhr

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