Gary Nagle ist charmant, umgänglich. Auf der Bühne des Swiss Economic Forum (SEF) will der Chef des Rohstoffkonzerns Glencore vor allem eine Botschaft vermitteln: Für den Energiewandel braucht es Rohstoffe – Kupfer, Nickel, Kobalt. Und das ist das Geschäft von Glencore.
«Die Hälfte aller Smartphones im Saal enthalten Kobalt von Glencore», gibt sich der CEO vor einer Vielzahl Schweizer Unternehmerinnen und Unternehmer überzeugt. Dabei schwingt mit: Gary Nagle wünscht sich, dass die Bedeutung seines Konzerns in der Schweiz stärker wahrgenommen wird.
Überzeugt ist Nagle auch von seinem Kohlegeschäft. Ohne Kohle gehe es derzeit nicht – trotz des schlechten Images.
Kohle von Glencore ermöglicht Wachstum und künftige Dekarbonisierung von Schwellenländern.
Europa werde zwar künftig wohl weniger von Kohle und anderen fossilen Energieträgern abhängig sein, umso mehr aber Schwellenländer. «Kohle von Glencore ermöglicht Wachstum und künftige Dekarbonisierung von Schwellenländern», sage Nagle. Das mag nach Rechtfertigung klingen, aber die jüngste Geschichte rund um die Energieknappheit der letzten Monate und Jahre gibt ihm recht.
Europa und die Welt kauften in jüngster Zeit zu Höchstpreisen Kohle ein. Und das sorgte für Milliardengewinne beim Zuger Konzern – und fürstliche Dividenden für die Aktionärinnen und Aktionäre.
Glencore will Kohlegeschäft abstossen – eigentlich
Die Klimastrategie von Glencore sieht allerdings vor, dass sich der Konzern mittelfristig vom Kohlegeschäft trennen will. Das bestätigt Gary Nagle auch am SEF.
Denn: Einerseits dürfte der Rohstoffgigant nur so die gesteckten Klimaziele erreichen können. Und andererseits haben grosse Anleger Probleme, bei Glencore zu investieren. Das Kohlegeschäft ist nämlich oft nicht mit ihren Umweltauflagen vereinbar.
Dieses Dilemma möchte Gary Nagle mit dem kanadischen Konkurrenten Teck lösen. Die Idee: Die beiden Unternehmen, die jeweils sowohl im Kohle-, als auch im Metallgeschäft tätig sind, wollen fusionieren und dann das Kohlegeschäft abspalten.
So wäre die fusionierte Glen-Teck eine Grossmacht im Metallgeschäft und nicht von der schlechten CO₂-Bilanz des Kohlegeschäfts abhängig. Aber die Teck-Spitze wehrt sich gegen die Fusion. Glencore versucht sie derweil mit Milliarden-Geschenken umzustimmen.
Ich bin vor allem den Aktionärinnen und Aktionären verpflichtet.
Sollte die Fusion nicht klappen, bleibe die Kohlesparte weiterhin bei Glencore. «Ich bin vor allem den Aktionärinnen und Aktionären verpflichtet», sagt Gary Nagle. Wenn diese die Kohle weiterhin bei Glencore wollten, bleibe sie Teil des Konzerns.
Wohin die Reise des Zuger Rohstoffgiganten geht, bleibt also offen. Glencore hätte die Rohstoffe, die es für die Energiewende brauche. Das hätten auch Industrie-Schwergewichte wie Autokonzerne gemerkt, so Nagle.
Der Glencore-Chef zeigt am SEF: Er will den Konzern umbauen, klimaneutral und ethisch korrekt machen. Unter dem Strich aber muss sich seine Arbeit vor allem auch rechnen – und Geld einbringen.